TUM Alumni Michael Wax, Erik Muttersbach und Michael Ardelt (v.l.n.r.).

2015 gründeten die TUM Alumni Michael Wax und Erik Muttersbach ihr Logistik-Start-up Forto. Seit 2017 gehört auch TUM Alumnus Dr. Michael Ardelt zur Führungsriege des Unternehmens. In Sachen Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist das Trio unschlagbar (Bild: Forto).

Einhörner aus der TUM
Gründer Michael Wax und Erik Muttersbach
„Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst“
08. Dez. 2021  |  
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Wenn die Politik so überzeugt und kompromisslos handeln würde wie die TUM Alumni Michael Wax und Erik Muttersbach, dann wäre die Klimakrise Schnee von gestern. Mit ihrem Start-up wollen sie den globalen Handel digitalisieren und dabei klimaneutral machen.
Michael Wax und Erik Muttersbach wollen mit ihrem Start-up Forto etwas bewegen – und das in mehrfacher Hinsicht. Mit ihrer Logistikplattform machen sie die globale Lieferung von Waren effizienter, kostengünstiger und für ihre Kunden in Echtzeit verfolgbar. „Der globale Handel ist das Rückgrat des modernen Wohlstands und wird nach wie vor größtenteils analog gesteuert“, sagt Erik Muttersbach. „Wir wollen diese essentielle Industrie mithilfe von Künstlicher Intelligenz grundlegend verändern. Fracht von Hamburg nach Shanghai soll mit uns genauso einfach wie eine E-Mail verschickt werden.“

OHNE KOMPROMISSE

Schon in der frühen Phase ihres Unternehmens holten die Gründer einen weiteren TUM Alumnus an Bord: Dr. Michael Ardelt (Diplom Maschinenwesen 2008, Promotion Elektrotechnik und Informationstechnik 2012). Dieser ist für die ambitionierten Nachhaltigkeitsstrategien des Start-ups verantwortlich. „Die Logistikbranche verursacht sechs Prozent der weltweiten Treibhausgase“, sagt Michael Wax. „Wir wollen diese Industrie grün machen.“ Das Unternehmen plant bis 2025 seine gesamte Lieferkette zu hundert Prozent Co2-neutral zu steuern. Schon jetzt sind über fünfzig Prozent der gesamten Transporte Co2-neutral. Das Ziel für 2025 könnte also früher als erwartet erreicht werden. Möglich ist dies durch smartes Routing wie die Seefahrt und durch Klimakompensation, die in jedem Angebot obligatorisch verankert ist. Dass ihre Kunden freiwillig mehr für Nachhaltigkeit ausgeben, macht die Unternehmer hoffnungsvoll.

Michael Wax und Erik Muttersbach meinen es ernst. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch. Schon im Vorstellungsgespräch werden diese auf ihre Einstellung zum Unternehmenswert der Nachhaltigkeit hin befragt. „Wer keine überzeugende Antwort geben kann, wird gar nicht erst eingestellt“, sagen die Gründer. „Wir machen keine Kompromisse.“

Wir wollen den weltweiten Wohlstand steigern und gleichzeitig die Nachhaltigkeit vorantreiben.

Erik Muttersbach

Seit der Gründung Ende 2015 ist das Berliner Start-up klimaneutral. Es wird kein Fleisch gegessen, nur lokales Bier getrunken, grüner Strom genutzt, Bus und Bahn gefahren, konsequent in Klima- und Nachhaltigkeitsprojekte investiert. Während der Arbeitszeit werden Plakate und Banner für die Teilnahme an Fridays for Future-Demos gestaltet. „Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst“, betont Erik Muttersbach. Von einer Rückkehr zum Status quo ante zum Zweck des Klimaschutzes halten die beiden nichts. „Es geht nicht darum, weniger zu handeln und zu konsumieren. Unser Ziel ist es vielmehr, durch die Digitalisierung des globalen Handels den weltweiten Wohlstand zu steigern und gleichzeitig die Nachhaltigkeit voranzutreiben.“

GUT GERÜSTET

Michael Wax und Erik Muttersbach überzeugen durch Energie, Elan und einen unvergleichlichen Unternehmergeist. Mit ihren gerade einmal dreißig Jahren haben beide zusammen bereits sieben Start-ups gegründet – noch als Schüler und Studenten der TUM. Bei Forto helfen den passionierten Unternehmern gewiss ihre umfangreichen Entrepreneurship-Kenntnisse. Doch auch ihr Fachwissen macht den feinen Unterschied.

Erik Muttersbach programmiert selbst nicht mehr. Aber durch sein profundes Wissen um Softwaresysteme handelte er sich rasch die Glaubwürdigkeit und den nötigen Respekt ein, um als CTO ein Team aus über 150 Softwareingenieuren zu leiten. Auch Michael Wax, der als CEO für die strategische Ausrichtung des Unternehmens verantwortlich ist, zehrt bis heute von seiner Studienzeit. Er hebt vor allem den interdisziplinären Elitestudiengang Technology Management hervor, den er und Erik Muttersbach am Center for Digital Technology and Management (CDTM) durchliefen. Das CDTM ist ein gemeinsames Forschungs- und Lehrinstitut von TUM und LMU und hat es sich zur Aufgabe gemacht, klassische Universitätsausbildung anwendungsorientiert und mit einem speziellen Fokus auf Entrepreneurship zu ergänzen. „Dieses hervorragende Programm war letztlich ausschlaggebend für die Gründung von Forto“, sagt Michael Wax. „Wir lernten dort viele smarte Leute und Investoren kennen. Die Zeit am CDTM war für uns sehr prägend.“ Nicht zuletzt lernten beide Gründer im Programm ihre Lebenspartnerinnen kennen.

GROSS DENKEN

Ihr Ziel, unter die weltweit führenden Speditionen zu kommen, haben Michael Wax und Erik Muttersbach schon längst erreicht. Ihren Umsatz verdreifachen sie von Jahr zu Jahr. Inzwischen beschäftigen sie mehr als 700 Mitarbeitende an 17 Standorten in Europa und Asien, darunter Berlin, Hamburg, Kopenhagen, Singapur, Hongkong und Shanghai. Jüngst ist ihr Start-up zu den so genannten Einhörnern aufgestiegen, die noch vor ihrem Börsengang oder einem Unternehmensverkauf von Investoren auf mindestens eine Milliarde Dollar Unternehmenswert geschätzt werden. Michael Wax und Erik Muttersbach wissen, was sie tun, und wissen, was sie mit ihrem global präsenten Team erreichen wollen. „Wir sind eine Sportmannschaft, die gewinnen möchte“, sagen die Unternehmer. „Wir denken dabei immer groß.“

Das Berliner Forto-Team auf einer Fridays for Future-Demonstration.

Michael Wax und Erik Muttersbach wollen nicht einfach ihre Zeit absitzen, sondern sinnvoll gestalten. Von Anfang an ist ihr Start-up Forto klimaneutral. Mit ihrem Berliner Team sind sie regelmäßig auf den Fridays for Future-Demonstrationen (Bild: Forto).

TUM Alumnui Michael Wax und Erik Muttersbach (v.l.n.r.).

Michael Wax und Erik Muttersbach (v.l.n.r.) (Bild: Forto).

Michael Wax und Erik Muttersbach

Master Wirtschaftsingenieurwesen 2015 und

Bachelor Informatik 2012, Master 2015

 

Von 2012 bis 2015 studierte Michael Wax an der TUM Wirtschaftsingenieurwesen. 2014 erwarb er im Fernstudium an der HKUST Business School Central den MBA. Er absolvierte Auslandssemester an der Oregon State University und der University of California in Berkeley, USA. Noch während des Studiums gründete er 2014 mit vier weiteren TUM Alumni ein Softwareunternehmen. In seiner Freizeit geht er gerne Skitouren, Kitesurfen oder Mountainbiken. Mit seiner Freundin lebt der gebürtige Münchner in seiner Heimatstadt.

Erik Muttersbach entdeckte seine Leidenschaft für Informatik schon in der Schule. Für das Studium an der TUM zog der Rostocker nach München. In den letzten Jahren gründete er Tech-Unternehmen mit vielfältigen Schwerpunkten, von der mobilen App für Museen über eine Online-Gutscheinplattform bis hin zur Big-Data-Cloud-Plattform. Die von ihm mitgegründete e-Commerce-Firma wurde 2011 von Google für über 100 Million US-Dollar gekauft. Glücklich war seine Mutter aber erst, als er 2015 den Master von der TUM in der Tasche hatte. Erik Muttersbach lebt mit Frau und Hund Plato in Berlin.

Als Michael Wax und Erik Muttersbach in den Jahren 2014 und 2015 am Center for Digital Technology and Management von TUM und LMU den Zusatzstudiengang Technology Management absolvierten, entstand ihre Vision von der perfekten Spedition. Gemeinsam mit den Brüdern Ferry und Fabian Heilemann, die sich inzwischen aus dem operativen Geschäft zurückgezogen haben, gründeten sie 2016 das Start-up Forto (ehem. FreightHub). Mit ihren Logistiktechnologien vermitteln sie ihren Kunden Transportkapazitäten für Land-, Luft- und Seefracht und eröffnen diesen die Möglichkeit, die globale Lieferkette vom Hersteller bis zum Endkunden digital zu steuern. Jede CO2-Kompensation ihrer Kunden wird von Forto noch verdoppelt. Das Ziel ist nicht nur klimaneutraler, sondern klimapositiver globaler Handel.