Von der Uni in die Industrie
Nach der Promotion im Bereich Konstruktionstechnik an der TUM zieht es ihn dann zunächst in die Industrie. Fünfzehn Jahre lang war er in leitenden Funktionen bei Renk und MAN tätig und verlor gleichwohl seine „Langzeitvision Universität“ nicht aus den Augen. Allerdings mussten es „die richtige Uni und der richtige Lehrstuhl“ sein, sollte er seine spannenden Industrieprojekte durch Forschung und Lehre ersetzen. Als ihn Joachim Milberg, damaliger Ordinarius an der Fakultät für Maschinenwesen der TUM zur Bewerbung als Nachfolger seines Doktorvaters auffordert, zögert Lindemann nicht – „Entscheiden lernt man in der Industrie“ – und tritt zeitgleich mit dem neuen Präsidenten Wolfgang A. Herrmann seinen Dienst an der TUM an.
Die Leute wollen interdisziplinär und höchst agil arbeiten, man muss sie nur lassen.
Schlüsselkompetenzen lehren
„Ich selbst hätte früher eine solche Ausbildung gut gebrauchen können und so habe ich gemeinsam mit Kollegen an der Fakultät für Maschinenwesen die Basis für das spätere Zentrum für Schlüsselkompetenzen (ZSK) ins Leben gerufen und über fünfzehn Jahre lang betreut.“ Die Ausbildung der Persönlichkeitsentwicklung in überfachlichen Kompetenzen sei heutzutage kaum hoch genug zu bewerten, so Lindemann, betrachte man die wachsende Kooperationsnotwendigkeit zwischen Fachkräften und Abteilungen in den Unternehmen. Die Fähigkeit zum gemeinsamen Arbeiten sei hier der Dreh- und Angelpunkt nicht zuletzt für Innovation.
Schon bei Renk und MAN hatten die jungen Entwicklungsteams unter der Ägide von Udo Lindemann von dessen regelmäßig durchgeführten Teambuilding-Maßnahmen profitiert und konnten ihr Können über Abteilungsgrenzen hinweg effizienter bündeln als in so manchem anderen Großkonzern. An der TUM sieht Lindemann derlei zukunftsweisende Arbeitsweisen insbesondere beim Praxiskurs THINK.MAKE.START. wie auch den Vorläuferveranstaltungen verwirklicht. Binnen zweier Wochen müssen die teilnehmenden Masterstudierenden dort in Teamarbeit innovative Produkte entwickeln, die im besten Fall über eigens gegründete Start-ups sofort vermarktet werden können. „Über mehrere Jahre habe ich Studierende als Gründungsbotschafter begleitet, und es macht richtig Spaß, weil hier immer was dabei herauskommt.“
Noch immer aktiv an der TUM
Seit 2016 ist Udo Lindemann nun emeritiert und genießt seine neuen Freiräume bei Städtereisen und Bergwanderungen mit seiner Frau. Gleichwohl freut er sich, dass der Übergang in den Ruhestand nicht allzu abrupt vonstatten geht. Noch immer betreut er Doktoranden, ist in einem Sonderforschungsbereich und einigen Drittmittelprojekten verankert und ist vor allem gerne bei den Treffen und interdisziplinären Tagungen der Emeriti of Excellence der TUM dabei. „Das ist immer eine tolle Horizonterweiterung.“
Promotion Maschinenwesen 1979
Nach dem Studium des Maschinenbaus an der Universität Hannover und der Promotion an der TUM war Udo Lindemann fünfzehn Jahre lang für die Industrie tätig: für die Renk AG in Funktionen vom Gruppenleiter bis zum Bereichsleiter mit Schwerpunkten in der Produktentwicklung (1980-1992) und als Vorsitzender der Geschäftsführung der MAN Miller Druckmaschinen GmbH, Geisenheim sowie Prokura in MAN Roland AG (1992-1995).
1995 trat er die Nachfolge von Professor Ehrlenspiel als Leiter des Lehrstuhls Konstruktion an (1999 in Lehrstuhl für Produktentwicklung umbenannt). An der Fakultät für Maschinenwesen war er Studiendekan, Prodekan und Dekan, er war im Hochschulrat und Senat (2007-2016) und von 2010 bis 2016 auch als Senatsvorsitzender tätig (2010-2016).
Udo Lindemann ist Gründungsmitglied der Design Society und war von 2007 bis 2010 deren Präsident; 2008 wurde er in die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) gewählt, er ist u.a. auch Mitglied des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft. In der Schäffler FAG Stiftung, der Georg und Ellen Zeidler Stiftung und der Zeidler-Forschungs-Stiftung ist er im Beirat aktiv.
Ausgezeichnet wurde Udo Lindemann u.a. mit dem VDI-Ehrenring und der Heinz-Maier-Leibnitz-Medaille der TUM.
Er ist seit 44 Jahren verheiratet und hat drei erwachsene Töchter. Zwei davon hat er mit seiner Begeisterung für den Maschinenbau angesteckt; sie haben die klassische Ingenieurwissenschaft ebenfalls studiert.
Professor Dr. Udo Lindemann wurde 2016 von TUM-Präsident Prof. Dr. Wolfgang A. Herrmann in den Kreis der TUM Emeriti of Excellence aufgenommen.