TUM Alumnus und Gründer Tobias Knaup

Tobias Knaup (Bild: Open Core Summit)

Alumni für Digitalisierung

Gründer Tobias Knaup

„Wir wussten, dass wir eine Lösung hatten, die dem Markt weit voraus war“

14. Dez 2020  |  
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Schon als Teenager programmierte TUM Alumnus Tobias Knaup Webseiten und Internetdienste. Nach dem Studium gründete er im Silicon Valley ein Start-up. Dessen Spitzentechnologie und Unternehmenskultur lassen die Konkurrenz alt aussehen.
Bei der Auswahl seines Studiengangs folgte Tobias Knaup seiner Passion. „Ich wusste relativ früh, dass ich später einmal etwas mit dem Internet machen werde“, sagt er. „Die neuen Geschäftsideen, die es ununterbrochen ermöglicht, begeisterten mich schon immer.“ Dabei waren es nicht so sehr die Grundlagen der Informatik, die ihn interessierten. Tobias Knaup brannte für Mensch-Maschine-Kommunikation und Kommunikationsnetzwerke.

VORPROGRAMMIERTES SCHICKSAL

Das Studium der Elektrotechnik und Informationstechnik an der TUM war genau das Richtige für Tobias Knaup. Hier konnte er sein Wissen um die Interaktion und Sicherheit zwischen Mensch und Computer fundiert erweitern. Für die Bachelorarbeit baute er ein Augmented-Reality-Videokonferenzsystem auf. Seine Diplomarbeit konzentrierte sich auf maschinelles Lernen. Es war sein Betreuer, TUM-Professor Dr. Björn Schuller, der ihn zuallererst für das spannende Feld des Machine Learning begeisterte. Nach Abschluss des Diploms arbeiteten sie gemeinsam an Publikationen. Das Thema Maschinelles Lernen zieht sich seither wie ein roter Faden durch alle Jobs von Tobias Knaup.

Unser Ziel ist es, eines der weltweit führenden Unternehmen in diesem schnell wachsenden Markt zu werden.

Tobias Knaup

Ein weiteres prägendes Erlebnis in der Studienzeit war für Tobias Knaup das Industriepraktikum bei einem Start-up im Silicon Valley. „Die dortige Start-up-Kultur faszinierte mich“, erinnert er sich. „Ich fand die Geschwindigkeit, mit der sich alles entwickelte, und den Ideenreichtum der Menschen sehr ansteckend.“ Gleich nach dem Studium zog Tobias Knaup für seinen ersten Job in die „Hauptstadt des Internet“, San Francisco. Auch sein ehemaliger Schulfreund Florian Leibert arbeitete mittlerweile in der kalifornischen Zukunftsschmiede. Im unterfränkischen Schweinfurt hatten die beiden schon als Schüler mit ihrer eigenen Web-Firma erfolgreich kleine und mittlere Unternehmen beraten.

REVOLUTIONÄRES PRODUKT

Bei ihren Arbeitgebern Airbnb und Twitter wurden Tobias Knaup und Florian Leibert immer wieder mit dem Problem einer mangelhaften und ineffizienten Auslastung von Rechenzentren konfrontiert. Die Lösung sahen sie in dem Open-Source-Programm ihres Freundes Benjamin Hindman, das dieser im Rahmen seiner Doktorarbeit an der University of California, Berkeley entwickelt hatte.

Sie führten das Programm kurzerhand in die Cloud Infrastruktur, also in die internetbasierte Bereitstellung von Speicherplatz, Rechenleistung und Anwendungssoftware ihrer Arbeitgeber ein – und erzielten enorme Erfolge. Der Betrieb beider Unternehmen konnte hochgradig automatisiert werden, riesige Kapazitäts- und Stabilitätsprobleme konnten gelöst werden. „Da wussten wir, dass wir eine Lösung hatten, die dem Markt weit voraus war“, sagt Tobias Knaup. „Wir haben eine große Chance für uns gesehen.“

2019 fand in San Francisco die erste jährliche Konferenz für die kommerzielle Nutzung von Open-Source-Software statt. Als ausgewiesener Experte hielt TUM Alumnus Tobias Knaup einen Vortrag auf der Eröffnungsveranstaltung des Open Core Summit

Bild: Open Core Summit

2019 fand in San Francisco die erste jährliche Konferenz für die kommerzielle Nutzung von Open-Source-Software statt. Als ausgewiesener Experte hielt TUM Alumnus Tobias Knaup einen Vortrag auf der Eröffnungsveranstaltung des Open Core Summit.

PIONIERARBEIT UND ZUKUNFTSVISION

2013 gründete Tobias Knaup gemeinsam mit Florian Leibert und Benjamin Hindman das Start-up Mesosphere (heute D2iQ). Seither schreiben die jungen Unternehmer eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Aufbauend auf dem Open-Source-Projekt bieten sie mit ihrer hybriden Cloud-Plattform Unternehmen ein Betriebssystem für Rechenzentren an – ein absolutes Novum. Zudem unterstützen sie ihre Kunden bei der Einführung neuartiger Technologien wie der Komposition von IT-Diensten, Maschinellem Lernen und Echtzeitanalysen. „Als Unternehmer treibt mich an, dass alle digitalen Trends wie Autonome Fahrzeuge, Industrie 4.0, Smart Cities, Internet of Things, 5G auf derartige Bausteine setzen“, sagt er. „Unsere Technologie ist revolutionär und es ist unser Ziel, eines der weltweit führenden Unternehmen in diesem schnell wachsenden Markt zu werden.“

Dass der Weg an die Spitze kein Zuckerschlecken ist, davon kann Tobias Knaup zur Genüge berichten. „Die Liste der Herausforderungen ist unglaublich lang“, räumt er ein. „Jeden Tag treten neue Probleme auf, die es zu lösen gilt. Darauf muss man sich als Gründer einstellen.“ Gerechnet hatte Tobias Knaup anfangs nicht damit, dass die schwierigsten Probleme oft gar nicht mal technischer, sondern zwischenmenschlicher Natur sein würden.

Heute ist er stolz darauf, dass er und seine Mitstreiter eine Unternehmenskultur geschaffen haben, die genauso zukunftsweisend ist, wie ihre Technologie. Mit ihrem Team besprechen sie regelmäßig und offen die Ziele und Herausforderungen der Firma. Arbeiten im Home Office auf den Azoren oder mobil aus dem VW-Bus gehört im Mesosphere-Team zur Normalität. Diese Strategie lockt hervorragend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit an, denen die Mischung aus Einbindung und Freiheit mehr Wert ist als das deutlich höhere Gehalt bei der alteingesessenen Konkurrenz. „Jeder Unternehmer macht Fehler, und die meisten kann man beheben“, weiß Tobias Knaup. „Aber einen Fehler sollte man unbedingt vermeiden: Vermassel nicht deine Unternehmenskultur.“

Tobias Knaup

Tobias Knaup (Bild: Open Core Summit)

Tobias Knaup

Bachelor Elektrotechnik und Informationstechnik 2006, Diplom 2009

Tobias Knaup studierte Elektrotechnik und Informationstechnik an der TUM. Sein Auslandssemester verbrachte er mit einem Stipendium der Europäischen Kommission an der American University of Beirut im Libanon. Nach Abschluss des Studiums zog es ihn in die USA. In San Francisco stieg er als leitender Software-Entwickler bei Airbnb ein.

Kurze Zeit darauf konnte unter seiner technischen Führung die Website des Start-ups auf Millionen von Nutzern erweitert werden. In seinem 2013 gegründeten Start-up Mesosphere, heute D2iQ, beschäftigt er mittlerweile 250 Mitarbeitende an Standorten in San Francisco, London, Hamburg und Peking. Als Mentor und Angel Investor gibt er nun selbst sein Wissen an junge Gründerinnen und Gründer weiter.

Neben dem Unternehmen und seiner Familie mit zwei kleinen Jungen bleibt nicht allzu viel Zeit für Freizeit. Wenn sich Tobias Knaup die rare Gelegenheit bietet, zieht es ihn in die Natur – ob auf dem Fahrrad, auf Skiern oder beim Bergwandern.