Nach dem Diplom im Studiengang Maschinenwesen 1993 an der TUM entschied sich die gebürtige Ingolstädterin nicht etwa für eine Karriere in der Automobilbranche, sondern – als fünfte Frau bundesweit – für die Ausbildung zur Berufsfeuerwehrfrau für den höheren Dienst. Sie war zunächst Brandreferendarin der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg und kam für den Grundlehrgang nach München: „Dort war ich lange Zeit weit und breit die einzige Frau“, erklärt sie. Man merkt ihr aber an, dass sie das nie gestört hat. Schon immer habe sie gerne mit Männern zusammengearbeitet: „Ich kenne das nur so und mag es, so wie es ist.“
IM TEAM PROBLEME LÖSEN
Wenn man Sandra Gebhart gegenübersitzt, spürt man genau, dass sie mag, was sie tut, und weiß, wo sie steht. Als mittlerweile leitende Branddirektorin und Leiterin der Abteilung „Einsatzbetrieb“ hat sie einerseits einen Bürojob in der Hauptfeuerwache in der Mitte von München und übernimmt andererseits auch Einsatzdienste. Bei einem Einsatz rückt sie nicht mehr mit den Kolleginnen und Kollegen im Fahrzeug aus, sondern beobachtet im Lagedienst die Situationen und kümmert sich darum, dass immer genügend Kräfte im Einsatz sind. Knapp 1.300 Personen gehören zur Abteilung, zu der auch alle Feuerwachen in München zählen. Gemeinsam mit ihnen allen Probleme zu lösen, gehört zu den Leidenschaften der gebürtigen Oberbayerin.
„Im Studium habe ich gelernt, wie man sich ein Thema selbst beibringt, wie man an die Dinge herangeht.“
Die Ausdauer, aber auch ihre Bescheidenheit und das Aufgehen in der Gemeinschaft gehören zum Erfolgsrezept von Sandra Gebhart. Die Arbeit im Team ist ihr immer wichtig, und die funktioniere dann besonders gut, wenn jede und jeder sich selbst etwas zurücknehmen und auch andere Meinungen zählen lassen könne. Wenn man die Vielfalt und die Stärken und Schwächen jedes einzelnen zulassen könne. „Wenn ich immer nur bestimmen will, klappt Teamarbeit nicht.“
DEN NACHWUCHS FÖRDERN
Auf ihrem Weg hin zur Funktion der leitenden Branddirektorin hatte sie immer wieder Unterstützer – „sonst wäre ich nicht jetzt hier“, erklärt sie. Als dreifache Mutter seien ihr niemals Steine in den Weg gelegt worden: In Elternzeit zu gehen und zurückzukommen, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren, damit „hatte ich nie auch nur andeutungsweise ein Problem“. Auch deshalb engagiert sich die TUM Alumna heute für den weiblichen Nachwuchs und für eine Vielfalt bei der Feuerwehr. Denn diese brauche auch die Frauen mit ihren Fähigkeiten und Talenten, um die Gesellschaft auf ideale Weise abzubilden, um ihr dann auch adäquat helfen zu können.
Für Sandra Gebhart selbst war es immer ein wesentlicher Lebenswunsch gewesen, Kinder zu kriegen, „Hausfrau und Mutter“ zu sein, wie sie in der Abiturzeitung geschrieben hat. „Ich war ein typisches Mädchen“, sagt sie. Nach dem Abitur auf einem Mädchengymnasium entschied sie sich dann für das Maschinenwesen-Studium an der TUM, weil sie gut in Mathe und in den Naturwissenschaften war und ein Informationsabend über das Studium einfach spannend gewesen sei. Mutter ist sie trotzdem geworden – aber eben auch Berufsfeuerwehrfrau in einer Führungsposition.
Diplom Maschinenwesen 1993
Sandra Gebhart ist in Ingolstadt aufgewachsen und hätte nach dem Maschinenbau-Studium an der TUM gut beim Automobilhersteller ihrer Heimatstadt anfangen können. Ihr war jedoch relativ schnell klar, dass sie genau das nicht wollte. So entschied sie sich für die Ausbildung zur Berufsfeuerwehrfrau, war Brandreferendarin der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg und kam 1996 als Brandrätin nach München: Dort war sie die erste und lange Zeit einzige Frau bei der Münchner Berufsfeuerwehr. Nach vielen Stationen ist Sandra Gebhart mittlerweile leitende Branddirektorin bei der Berufsfeuerwehr München und führt die Abteilung „Einsatzbetrieb“ mit einem Team von etwa 1.300 Personen. Sie hat drei erwachsene Kinder, spielt gerne Schafkopf und liebt es, komplizierte Muster zu stricken.