Die Liste seiner Preise und Auszeichnungen ist lang: Bereits als junger Firmengründer und kurz nach der Habilitation erhielt er 1990 den Siegfried-Werth-Forschungspreis. Gleich im selben Jahr folgte die DAGM-Auszeichnung für seine wegweisende Arbeit an hochauflösenden Farbkameras.
Aber besonders das Jahr 2010 wird dem Technik-Pionier im Gedächtnis bleiben: Mit den allerbesten Erinnerungen an den „Nobelpreis für Ingenieure, den es so ja leider nicht gibt“, wie es der bescheidene Informationstechniker und Firmeninhaber selbst in Worte fasst.
Man wird in Zukunft immer schneller dazulernen müssen.
Golden schimmernde „Oscar“-Nacht
Vor den Augen seiner Familie wie der Filmfachwelt erhielt er 2010 einen der heißbegehrten „Scientific and Engineering Awards“, die jedes Jahr an herausragende Filmtechniker, Entwickler und Wissenschaftler gehen, die Entscheidendes für die Kinobranche geleistet haben.
Lenz hatte einen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung des ARRISCANNERS geleistet wie dessen Herzstück, dem sogenannten ALEV-Sensor, den er nach seiner Tochter benannt hat. Natürlich machen ihn die vielen Auszeichnungen stolz, aber allzu viel Trubel um seine Person schätzt Reimar Lenz nicht so sehr.
Viel lieber tüftelt er stattdessen mit seinem Bruder Dr. Udo Lenz schon wieder an der nächsten Generation einer seiner zahlreichen Erfindungen. Zusammen mit ihm hatte Reimar Lenz in den 1980ern in einem Schwabinger Hinterhof mit der Entwicklung und Produktion der ersten 20-Megapixel-Kameras begonnen. Die Arbeitsaufteilung untereinander stand dabei prinzipiell früh fest: „Ich bin mehr der Praktiker“, erklärt Reimar Lenz, „während mein Bruder als Mathematiker und Physiker für die Theorie und die Bildverarbeitungs-Algorithmen zuständig ist“.
Ein eingespieltes Familienunternehmen
„Entwickeln, Produzieren und Verkaufen“, lautete stets das unternehmerische Grundprinzip der Lenz-Brüder. Ohne teuren Online-Auftritt oder ausgefallenes Werbematerial kann Reimar Lenz schlichtweg auf langjährige Qualität und großen unternehmerischen Erfolg setzen, wobei er sich den Schwierigkeiten des Digitalmarktes durchaus bewusst ist.
„Man wird in Zukunft immer schneller dazulernen müssen. Früher haben wir ausschließlich spezielle Stillbildkameras mit CCD-Sensoren entwickelt, jetzt müssen wir beispielsweise für Zeiss in Jena vermehrt mit CMOS-Sensoren arbeiten.“
Bei einem Besuch des Firmensitzes in der Ainmillerstraße verwundert es daher kaum, dass Reimar Lenz gerade einen neuen Kamera-Prototypen in den Händen hält, wenn auch noch im blauen Kamerabody des Vorgängermodells.
Welchen Ratschlag er den TUM-Studenten gerne noch mit auf den Weg geben würde? „Sucht euch unbedingt etwas Anwendungsnahes, etwas das wirklich gebraucht wird!“, erklärt Reimar Lenz. Das habe er in seiner Vorlesung zur Digitalfotografie und Videometrie auch immer betont. „Damit man nicht sein ganzes Leben mit der Akquise verbringen muss“, fügt er mit einem Lächeln hinzu.
Diplom Elektro- und Informationstechnik 1980, Promotion 1986, Habilitation 1988
Nach Studium, Promotion und Habilitation an der TUM gründete Prof. Reimar Lenz zusammen mit seinem Bruder Dr. Udo Lenz die CCD Videometrie GmbH in München. Als Pionier der Digitalfotografie hat er die ersten hochauflösenden Stillbildkameras hergestellt, die bis heute erfolgreich in den Bereichen Molekularbiologie, Pathologie und Medizintechnik eingesetzt werden.
2003 folgte die Ernennung zum außerordentlichen Professor der Elektro- und Informationstechnik an der TUM. 2010 wurde er für seine bahnbrechenden Leistungen in der Entwicklung des ARRISCANNERS mit dem Technik-Oscar prämiert. Auf diese Weise lässt sich analog aufgenommenes Filmmaterial mit extrem hoher Schnelligkeit, Präzision und Bildschärfe digitalisieren.
Zusammen mit seiner Frau, der preisgekrönten Münchner Filmemacherin Dagmar Knöpfel, lebt er seit langem in München-Schwabing. Auch als Stifter der TUM Universitätsstiftung ist er seiner Alma Mater außerordentlich verbunden.