Am Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik der TUM war eine Masterarbeit zum Thema „Spielanalyse und Wettkampfdiagnostik im Tischtennis“ ausgeschrieben. Für den Informatiker und leidenschaftlichen Tischtennisspieler eine “unschlagbare Kombination“. Mit neun Jahren fing Michael Fuchs selbst an zu spielen, zudem besitzt er die A-Trainerlizenz und feierte als Trainer mit der Damen Bundesligamannschaft des SV DJK Kolbermoor große Erfolge. Er schrieb die Masterarbeit, wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter und promoviert derzeit zum Thema Wettkampfdiagnostik im Tischtennis. „Für mich geht es nicht besser“, erzählt er strahlend.
Über die TUM zum Traumjob
Die Entscheidung, am Lehrstuhl zu bleiben statt ins Referendariat zu gehen führte ihn geradewegs zu seiner „Traumstelle“. Im Rahmen eines Projekts des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) und des Deutschen Tischtennisbundes entwickelte der wissenschaftliche Mitarbeiter zusammen mit Kollegen an der TUM eine neuartige Software, die dabei hilft, Tischtennis-Spiele objektiv zu analysieren und auszuwerten sowie genaue Profile der Gegner zu erstellen. Schnell erregte die Software die Aufmerksamkeit von Verantwortlichen. „Man merkte, dass sie entscheidende Wettbewerbsvorteile bringen kann“, erzählt der Wissenschaftler. Eine neue Stelle für Spielanalyse und Trainingsdiagnostik wurde geschaffen, finanziert vom Bund. Michael Fuchs bewarb sich – und bekam sie.
Die Möglichkeit, in diesem speziellen Bereich zu forschen und zu arbeiten, gibt es nur an der TUM. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Dem Pädagogen Michael Fuchs ist dabei stets bewusst, dass es entscheidend ist, die Mannschaft mitzunehmen. „Sonst hilft die beste Software nichts“, weiß der Informatiker. Denn „die subjektive Wahrnehmung der Spieler und des Trainers ist nach einem Spiel oft eine ganz andere als das objektive Resultat einer Statistik.“ Hinzu komme, dass die Arbeit eines Analysten im Tischtennis-Sport noch nicht so verbreitet ist. „Da ist viel Fingerspitzengefühl gefragt“, weiß Fuchs. Vorteilhaft sei seine eigene Spiel-Praxis und die Erfolge als Trainer. „Das verschafft mir Vertrauen und Respekt“, sagt der gebürtige Chiemgauer. Er ist sich darüber im Klaren, wie wichtig der gute Kontakt zu den Spielern ist. „Wäre der nicht da, würden sie sich auch nicht von mir in ihr Spielsystem reinreden lassen.“ Die Zusammenarbeit mit gehandicapten Spielern empfindet der Spielanalyst dabei als besonders angenehm. „Manche von ihnen haben schwere Schicksalsschläge hinter sich. Vielleicht sind sie deshalb oft unvoreingenommener für Neues als manche ihrer Kollegen im Regelsport. Sie sind sehr offen für meine Analysen und Verbesserungsvorschläge. Das gefällt mir sehr gut.“
Michael Fuchs’ Eltern haben sich mittlerweile mit dem unkonventionellen Weg ihres Sohnes angefreundet. „Sie finden das, was ich mache, inzwischen richtig gut und sind stolz auf mich“, erzählt er. Und schließt nicht aus, irgendwann doch einmal einem soliden Job außerhalb des Tischtennis nachzugehen. Aber nicht, solange er seine beiden Leidenschaften noch so vortrefflich verbinden kann. Das kostet er jetzt voll und ganz aus. Denn: Besser geht’s nicht.
B. Ed. Informatik/Mathematik 2011, M. Ed. 2014
1988 in Prien am Chiemsee geboren, studierte Michael Fuchs von 2007 bis 2014 an der TUM Informatik und Mathematik. 2014 machte er seinen Master und legte die erste Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien ab.
Statt Referendariat entschied er sich anschließend für eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl für Trainingswissenschaften und Sportinformatik der TUM. Dort entwickelte er eine Tischtennis-Spielanalysesoftware in Kooperation mit dem Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) und dem Deutschen Behindertensportverband (DBS). Gefördert wurde das Projekt vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp).
Seit 2019 arbeitet Michael Fuchs als Co-Bundestrainer Analyse für die Para Tischtennis Nationalmannschaft.