Und sie fand einen neuen Sport für sich. Eine Gruppe Rollstuhlbasketballer trainiert jede Woche in der Klinik. Daran teilnehmen zu können, hat Fürst viel gebracht: „Es macht dich halt fit. Wenn du für einen Sport trainierst, wirst du auch im Alltag fitter.“ Gerade am Anfang kosteten der Sport, aber auch der Alltag viel Kraft, die man erst aufbauen müsse: „Weil man die Kraft mit und aus den Armen so nicht gewohnt ist.“
„Jetzt wieder leben“
Was Laura Fürst bis heute an dem Sport am besten gefällt, ist, dass es ein Mannschaftssport ist. Das hat sie bereits in der Klinik zu schätzen gelernt. Denn gerade während ihrer ersten Zeit im Rollstuhl war es wichtig, mit der neuen Situation umgehen zu können.
„Man lernt Leute kennen, die einem schlaue Tipps geben können. Damit baut sich ganz automatisch ein wertvolles Netzwerk auf.“ Der Sport hat ihr dabei geholfen, die Klinik guten Gewissens zu verlassen und mit dem Rollstuhl alleine gut im Alltag klarzukommen. „Es war dann aber auch irgendwann dieser Punkt, zu sagen: Jetzt Stop mit ReHa, jetzt wieder leben!“
Schon vor 30 Jahren haben Fußgänger mit Rollstuhlfahrern zusammen Rollstuhlbasketball gespielt.
Singen und Tanzen in Rio
Obwohl Rollstuhlbasketball zu den bekanntesten und verbreitetsten Behinderten-Mannschaftssportarten zählt, ist der Sport nicht sehr bekannt. Bei den Spielen der Bundesliga sind oft nur etwa 100 Zuschauer anwesend, bei manchen Spielen bis zu 1000. Bei den Paralympics in Rio 2016 waren es aber schon ein paar mehr. „Wir hatten unser Eröffnungsspiel gegen Brasilien, da war die Halle voll. Das waren 15.000 Menschen, die alle erst einmal gegen uns waren“, erinnert sich Laura Fürst. „Aber sie waren am Schluss sehr faire Fans: Während des Spiels zwar gegen uns, aber danach sind alle zu uns gekommen und haben gratuliert. Sie haben getanzt und gesungen, das ist eine ganz andere Stimmung als in Deutschland.“
Im Endspiel mussten sie sich dann den Amerikanerinnen geschlagen geben, kehrten aber erfolgreich mit der Silber-Medaille zurück nach Deutschland. Für Laura Fürst war Rio ein ganz besonderes Erlebnis, von dem sie voller Begeisterung erzählt. „Das gesamte Ereignis was für mich sehr aufregend und man hat so viele neue Eindrücke gesammelt. Dass wir es bis ins Finale geschafft haben war einer tollen Mannschaftsleistung zu verdanken. Natürlich ist es bitter, das Finale zu verlieren aber die Freude über die gewonnene Silbermedaille hat schnell überwogen und erzeugt bei mir immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.“
Ein Auto für die Subsahara
Neben dem Sport liebt Laura Fürst ihre Tätigkeit als Ingenieurin. In ihrer Masterarbeit, die sie 2018 abgegeben hat, bereitete sie Erprobungsdaten aus Ghana auf, die für das aCar, ein Elektrofahrzeug für die Subsahara, gesammelt wurden, und arbeitete die daraus resultierenden Effekte für die E-Maschine und die Batterie heraus. „Es war so eine schöne Mischung aus Theorie – die Datenauswertung – und einem realen Projekt. Das gefiel mir daran so gut.“
Besonders spannend findet sie, dass die Strecken und Straßen in Ghana ganz andere Anforderungen an die Fahrzeuge stellen, als hier in Deutschland. „Dort wird einfach nicht so schnell gefahren wie bei uns, weil die Straße das gar nicht hergibt.“ Mithilfe der Erprobungsdaten definierte sie die unterschiedlichen Bedingungen und entwickelte so das Projekt weiter. Nach ihrem Studium stieg sie als Systemkonstrukteurin bei BMW ein. „Ich habe schon in verschiedene Sachen reingeschnuppert und bei einem StartUp über ein Wellenkraftwerk meine Bachelorarbeit geschrieben, aber das Fahrzeugtechnik gefällt mir schon sehr gut.“
B.Sc. Energie- und Prozesstechnik 2015
Spitzensport und Studium zu vereinbaren ist für Laura Fürst eigentlich kein Problem, da sie ihren Stundenplan selbst zusammenstellen kann und nur wenig Anwesenheitspflicht hat.
Für ein Jahr in den USA bekam sie ein Sportstipendium und nahm sich zwei Urlaubssemester. So konnte sie die Fächer ganz nach ihren Interessen auswählen und das breite Sportangebot nutzen. „Es war spannend, eine andere Uni kennenzulernen und auf Englisch zu studieren.“