TUM Professor Karl-Heinz Schleifer

TUM Alumnus und Emeritus of Excellence Prof. Dr. Karl-Heinz Schleifer (Mitte mit Jackett) mit seinem Team kurz nach dem Umzug ins Wissenschaftszentrum Weihenstephan im Jahr 2000 (Bild: Privat).

Alumni forschen
TUM Emeritus of Excellence Karl-Heinz Schleifer
„Die Mikroorganismen erweckten den Forscher in mir“
31. Aug 2018
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Staphylococcus schleiferi ist ein kleines Lebewesen, ein Bakterium. Seinen stolzen Namen verdankt es TUM Alumnus Karl-Heinz Schleifer. Doch um ein Haar wären Staphylococcus schleiferi und einige andere Winzlinge unter einem ganz anderen Namen bekannt geworden.
Als Karl-Heinz Schleifer sein Studium 1959 an der TUM begann, wollte er eigentlich Lehrer werden für das Gymnasium in Biologie, Chemie und Geografie. Doch wie so oft, sind es Zufälle, die uns unerwartete und neue Wege einschlagen lassen. So führte Karl-Heinz Schleifers Landkarte ihn über den Weg des Lehramtsstudiums – glücklicherweise – in die Forscherwelt der Mikrobiologie.

Entscheidend dafür war seine Zulassungsarbeit zum Staatsexamen. Fast ein Jahr verbrachte er dafür im Labor. Zusammen mit Kommilitonen experimentierte er eifrig und enthusiastisch mit Mikroorganismen. „Diese Momente begeisterten mich so, dass ich mein Staatsexamen am liebsten beiseitegelegt hätte. Ich wollte sofort mit der Promotion beginnen“, erzählt er.

Ab diesem Zeitpunkt war Karl-Heinz Schleifer infiziert. Er machte zwar noch sein Staatsexamen, verzichtete aber auf sein Referendariat und begann direkt zu forschen. Bereits zweieinhalb Jahre später war er promoviert –„summa cum laude“. Der Beginn einer herausragenden Wissenschaftskarriere, die Karl-Heinz Schleifer zu einem der meist zitierten Mikrobiologen weltweit machte.

Spitze in der Mikrobenforschung

Begeisterung war von nun an sein entscheidender Antrieb. Er tauchte ein in die vielfältige Welt der Mikroben, machte Fortschritte von weltweiter Bedeutung und die TUM damit zu einem Spitzenreiter der Mikrobiologie. Mikroben, das sind Mikroorganismen – also winzige Lebewesen, die zum Beispiel im Wasser oder gerne auch auf und in unseren Körpern zuhause sind. Bakterien, Pilze und Viren fallen darunter. Karl-Heinz Schleifer entdeckte viele dieser bis dato unbekannten Winzlinge. Neben Staphylococcus schleiferi wurden so beispielsweise auch Schleiferia thermophila, Microbacterium schleiferi und Schleiferella Mitglieder der Schleiferschen Familie.

Familienmitglieder wurden aber nicht nur die kleinen Lebewesen, sondern auch Vertreter des Homo Sapiens, nämlich Karl-Heinz Schleifers zahlreiche Mitarbeitende. Zusammenarbeit und Miteinander waren ihm immer wichtig. Seinem Team und ihm gelang so auch die Entwicklung einer höchst innovativen Technologie, die der mikrobiellen Gensonden. Sie waren die ersten Wissenschaftler in Europa, die Gensonden anwendeten, um Bakterien unmittelbar beispielsweise in Abwasser oder Lebensmitteln nachzuweisen. Die Kultivierung von Mikroben im Labor wurde dadurch überflüssig – eine enorme Effizienzsteigerung.

Nur wer mit der nötigen Begeisterung hinter seiner Arbeit steht, kann auch entsprechend erfolgreich sein.

Karl-Heinz Schleifer

Begeisterung ist der Schlüssel zum Erfolg

Begeistern konnte Karl-Heinz Schleifer auch immer seine Schülerinnen und Schüler. Die Zahlen sprechen für sich. 115 Doktoranden führte er erfolgreich zur Promotion. „Dreizehn meiner ehemaligen Mitarbeiter sind heute Professoren, fünf davon an ausländischen Universitäten“, sagt er stolz. Sicherlich liegt das auch daran, dass Karl-Heinz Schleifer einer ist, der seine Erfahrungen gerne teilt und Studierenden, Promovierenden und vor allem Habilitierenden jederzeit mit hilfreichen Tipps zur Seite steht.

Einer seiner generellen Ratschläge basiert auf seinem eigenen Umweg über das Lehramtsstudium: „Studierenden rate ich immer: Entscheiden Sie sich möglichst früh für ein Fachgebiet, das am besten mit Ihren Interessen übereinstimmt.“ Denn Schleifer ist davon überzeugt, dass Erfolg nur dann möglich ist, wenn Begeisterung hinter der Arbeit steckt.

Und was ist mit Staphylococcus schleiferis kleinen Verwandten? Mit der richtigen Portion Leidenschaft steht dem akademischen Nachwuchs sicherlich fast nichts mehr im Wege, in Zukunft ebenfalls Namensgeber für diese winzigen Lebewesen zu werden.

TUM Alumnus Karl-Heinz Schleifer

Karl-Heinz Schleifer (Bild: TUM)

Prof. Dr. Karl-Heinz Schleifer

Lehramt Biologie, Chemie, Geographie 1964, Promotion Biologie 1967

 

Karl-Heinz Schleifer studierte von 1959 bis 1964 Biologie, Chemie und Geographie auf Gymnasiallehramt an der TUM und promovierte 1967 im Fach Biologie. Von 1966 bis 1969 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent am Institut für angewandte Botanik an der TUM.

Im Anschluss daran ermöglichte ihm ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft einen einjährigen Aufenthalt an der Rockefeller University in New York. Dort forschte er als Postdoc im Bereich der Immunchemie. Nach seiner Rückkehr habilitierte er sich 1971 im Fachbereich Botanik und Mikrobiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde dort Professor und kommissarischer Leiter des Lehrstuhls für Mikrobiologie. Parallel dazu wurde er 1974 als Ordinarius für Mikrobiologie an die TUM berufen und blieb dort bis zu seinem Ruhestand im Frühjahr 2007.

Karl-Heinz Schleifer bekleidete viele nationale und internationale prestigeträchtige Positionen und Ämter. So war er beispielsweise Generalsekretär der Federation of European Microbiological Societies (FEMS) von 1986 bis 1994 und parallel dazu zwischen 1989 und 1992 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie. Von 2005 bis 2008 war er der Präsident der International Union of Microbiological Societies (IUMS), dem Dachverband von über 100.000 Mikrobiologen weltweit. Darüber hinaus gehört Karl-Heinz Schleifer zu einem der meist zitierten Wissenschaftler der Mikrobiologie. 2001 wurde er vom Institute for Scientific Information (ISI) zum Highly Cited Researcher ernannt.

Für seine Forschungserfolge in der Mikrobiologie, Molekularbiologie, mikrobiellen Ökologie, Chemie und Immunchemie, insbesondere in der Identifizierung und Klassifikation von Bakterien, wurde er vielfach ausgezeichnet. Beispielsweise erhielt er 1995 den hoch dotierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft, 2006 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und 2009 den FEMS Lwoff Preis für seine Verdienste um die europäische Mikrobiologie.

Professor Dr. Karl-Heinz Schleifer wurde 2007 von TUM-Präsident Prof. Dr. Wolfgang A. Herrmann  in den Kreis der TUM Emeriti of Excellence aufgenommen.