Im Interview erzählt der TUM Alumnus von seinen Studien- und Promotionsjahren in München, warum er als Professor in die USA ging und wie es für einen eher zurückhaltenden Wissenschaftler ist, plötzlich im Rampenlicht zu stehen.
Die Biophysik versprach viele neue Entdeckungen und es war ein aufregendes, aufstrebendes Feld.
Es gab viele durchaus sehr angesehene Mitglieder dieser Wissenschaftsrichtung, die mir direkt gesagt haben, dass eigentlich nicht geht, was wir vorhaben.
Diplom Physik 1971, Promotion 1974, Habilitation 1987
Johann Deisenhofer wurde am 30. September 1943 in Zusamaltheim, einem kleinen Dorf in Bayern, geboren. Er entwickelte bereits früh eine Leidenschaft für Naturwissenschaften, insbesondere die Astronomie, was ihn schließlich zur Physik führte. Nach dem Abitur und dem Wehrdienst entschied er sich, an der TUM Physik zu studieren, inspiriert von der Arbeit des Nobelpreisträgers Rudolf Mößbauer, der gerade an die TUM gewechselt war. Für das Studium erhielt er ein Stipendium für besonders Begabte.
Nach seinem Diplom setzte Johann Deisenhofer seine wissenschaftliche Laufbahn in der Biophysik fort, und begann eine Promotion bei TUM-Professor Dr. Robert Huber, der eine Gruppe am Max-Planck-Institut für Eiweiß- und Lederforschung in Martinsried bei München leitete. Die Forschungsarbeit konzentrierte sich auf die Kristallstrukturanalyse von Proteinen, eine damals noch junge und herausfordernde Disziplin. In Zusammenarbeit mit Robert Huber und Professor Dr. Hartmut Michel gelang es Johann Deisenhofer, die dreidimensionale Struktur des photosynthetischen Reaktionszentrums von Purpurbakterien zu entschlüsseln. Diese bahnbrechende Arbeit ermöglichte ein tieferes Verständnis der photosynthetischen Prozesse und wurde 1988 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.
Johann Deisenhofer setzte seine Karriere in den Vereinigten Staaten fort. Er wurde Professor an der University of Texas Southwestern Medical Center in Dallas, wo er weiterhin bedeutende Beiträge zur Strukturanalyse von Proteinen leistete. Seine Forschung umfasst nicht nur die Photosynthese, sondern auch andere biologische Prozesse wie die Signaltransduktion und die Immunabwehr.
Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit engagiert sich Johann Deisenhofer auch in der Ausbildung der nächsten Generation von Wissenschaftlern. Er ist ein gefragter Redner auf internationalen Konferenzen und wurde mit zahlreichen Ehrungen und Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Akademien ausgezeichnet. Seine Arbeit hat maßgeblich zur Entwicklung der Strukturbiologie beigetragen und inspiriert weiterhin Forscher weltweit.
Neben dem Nobelpreis hat Johann Deisenhofer zahlreiche weitere Aufzeichnungen erhalten, darunter 1990 das Bundesverdienstkreuz und 1992 den Bayerischen Verdienstorden. 2024 feiert Johann Deisenhofer im Kreis der TUM Familie sein Goldenes Promotionsjubiläum.