Während seines Studiums an der TUM habe Gunnar Brink gelernt, die alles entscheidende Extrameile zu gehen und sich bei jeder neuen Herausforderung das Ziel noch etwas höher zu setzen. „Es ist viel zu verbreitet, dass man sich selbst die Latte so niedrig legt, dass man bequem über sie springen kann und das dann als das ‚maximal Erreichbare‘ definiert. Eine solche Haltung hatte an der TUM keine Chance.“
Eine Ausbildung mit Tiefe bietet viele Wege
Geprägt von dieser Moral und Leistungsbereitschaft, führte ihn sein Lebensweg aber doch ziemlich weit weg von der einstigen Liebe zur Biophysik. Stattdessen setzte er sich mit Marketing und Bilanzen auseinander, stieg ins Innovationsmanagement ein und arbeitete sich zuletzt in die Ozeanologie ein. Und trotzdem empfindet er auch für diese Prozesse sein Physikstudium als elementar. „An manchen Universitäten nehmen Bindestrich-Fächer überhand, in denen den Studierenden in keinem Teilfach Tiefe zugemutet wird“, findet Gunnar Brink. „Sich so gründlich in ein Fach zu vertiefen, hat mir genau das Rüstzeug mitgegeben, das es mir heute erlaubt, schnell aber dennoch umfassend in neue Themen in ganz anderen Feldern einzusteigen.“
Es ist viel zu verbreitet, dass man sich selbst die Latte so niedrig legt, dass man bequem über sie springen kann.
Der Drang, technische Möglichkeiten zu schaffen, um in unerforschte Gebiete vorzudringen, lässt ihn nicht los: „Es gibt in der Tiefsee mindestens 300.000 Schiffswracks mit sehr hohem archäologischen und historischen Wert. Und man vermutet, dass es etwa zehn Millionen Arten von Lebewesen gibt, die man bis heute nicht kennt. Dazu ist der Ozean als Rohstofflager und Energielieferant natürlich auch wirtschaftlich von sehr großem Interesse“, erklärt Gunnar Brink.
Die Extrameile für die U-Boot-Drohnen
Für den Laien klingt das Unterwasser-Robotik-System eigentlich ganz simpel. Elektrisch angetriebene Katamarane ziehen die Tauchdrohnen im Schwarm aufs offene Meer. Dort werden die Drohnen entkoppelt und finden ihren Weg selbst in die Tiefe – bis zu 4.000 Meter. Am Meeresboden angekommen beginnen sie mit dem Scannen. Nach getaner Arbeit tauchen sie wieder an die Wasseroberfläche, werden von den Katamaranen geschnappt und zurück an Land geschleppt.
All das funktioniert vollkommen autonom – ohne Menschenhand. So simpel ist es dann aber natürlich doch nicht. Gunnar Brink winkt ab: „So viele Meilen unter dem Meer gibt es viele Hürden.“ So funktioniere beispielsweise das GPS nicht, was die Positionsbestimmung erschwert. Doch er bleibt zuversichtlich: „Wir haben zwar noch sehr viel Arbeit vor uns, aber auch viel Ehrgeiz. Ich bin mir sicher, dass sich unsere Extrameilen auszahlen werden.“
Tatsächlich winken den Arggonauts Ruhm und ein sehr hohes Preisgeld. Sie sind mittlerweile in die Finalrunde des internationalen Wissenschaftspreises XPRIZE vorgedrungen. Der Ansporn ist groß, den Sieg nach Hause zu holen. „Für ein Land, das sich als Ingenieur-Nation versteht, ist es eigentlich nicht hinnehmbar, dass in der Vergangenheit noch keiner der Preise nach Deutschland ging“, erklärt Gunnar Brink und fährt mit glänzenden Augen sehr optimistisch fort: „Für unser Team besteht eine ernsthafte Chance, diesen wichtigen Innovationspreis zu gewinnen.“
Diplom Physik 1992, Promotion 1995
Dr. Gunnar Brink studierte an der TUM Physik und promovierte dort 1995. Im Anschluss daran arbeitete er in verschiedenen Laborgeräte Start-ups.
2004 übernahm er an der TUM die Betreuung der Kooperationsstelle für Forschungszusammenarbeit von Quebec und Bayern sowie die Koordination des Forschungsverbundes „Kraftwerke des 21. Jahrhunderts“.
Ab 2005 war er im Vorstandsstab der Fraunhofer-Gesellschaft tätig und betreute die Fraunhofer Informations- und Kommunikationstechnologie-Institute.
Aktuell ist er Leiter Strategie und Innovationsmanagement am Fraunhofer Institut IOSB Karlsruhe und dort auch Teamleiter der Arggonauts, die sich mit Ihren Tiefseedrohnen in der Finalrunde des Shell Ocean Discovery XPRIZE befinden.