Schon mit zweieinhalb Jahren stand sie im Riesengebirge auf extra angefertigten Skiern und noch mit fünfundachtzig Jahren überreichte sie die Medaillen bei den Paralympischen Spielen in Pyeongchang. Bewegung ist der Lebensinhalt von Gertrude Krombholz. Ihr bewegtes Leben zeugt von einem unerschöpflichen Enthusiasmus und Einsatz für den Sport.
Leben für den Sport
Gertrude Krombholz studierte für das Lehramt an Gymnasien Sport an der Bayerischen Sportakademie sowie Chemie und Geographie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der damaligen Technischen Hochschule München (später TUM). Nach Abschluss ihres Staatsexamens unterrichtete sie zunächst am Gymnasium und wurde schon nach kurzer Zeit als Dozentin an die Bayerische Sportakademie nach Grünwald geholt. Mit gerade einmal dreißig Jahren wurde sie an der Akademie, nach den Olympischen Spielen 1972 integriert in die TUM, zur Leiterin der Sportphilologinnen-Ausbildung berufen. „Das war schon außergewöhnlich“, sagt sie nicht wenig stolz. „Ich bin eben ein Bewegungsmensch.“ Doch das verwundert nicht, denn man hatte mit ihr doch eine außergewöhnlich vielseitige und weit überobligatorisch engagierte Ausbildungsleiterin besetzt, die ihre Passion für den Sport, ihren Schwung und Elan auf alle Studierenden, ja auf ihr gesamtes Umfeld übertrug.
Ich war in über 40 Ländern und habe wunderbare Menschen getroffen. Ich hatte ein wunderschönes Berufsleben.
Enthusiasmus in Reinform und über alle Grenzen hinweg
Mit ihrer Fachkompetenz und ihrem Organisationstalent gab Gertrude Krombholz nicht nur an der TUM der Gymnastik und dem Tanz entscheidende Impulse, sondern prägte deren Stil auch international. Als ausgewiesene Expertin gestaltete sie mehrere Jahre als Chefhostess und Mitchoreografin die Feierlichkeiten der Olympischen Spiele. Für weitere dreizehn Jahre arbeitete sie für das „International Paralympic Committee (IPC)“ – als Vorsitzende des Rollstuhltanzsports (heute „Para Dance“), der von ihr selbst begründet und international etabliert wurde. Wer so tanzbegeistert ist wie Gertrude Krombholz, möchte keinen von der tänzerischen Bewegung ausgeschlossen sehen, möchte jeden mitreißen und fördern, weltweit. „Ich war mit Seminaren, Workshops und Tanzauftritten in über 40 Ländern und habe wunderbare Menschen getroffen“, sagt sie. „Ich hatte ein wunderschönes Berufsleben und ich bin dem Herrgott dankbar, dass ich das alles erleben durfte.“
Von Ruhestand kann nicht die Rede sein
Seit 1999 fördert Gertrude Krombholz mit dem nach ihr benannten Preis begabte Studierende an der TUM. Damit die Mittel zur jährlichen Verleihung stets gesichert sind, rief sie mit TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann auch gleich noch eine Stiftung ins Leben. Gertrude Krombholz macht eben keine halben Sachen. Das haben auch sehr schnell die Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenresidenz gemerkt, in der sie, am schönen Ammersee gelegen, seit 2006 nun ihren Lebensabend verbringt – und sich ganz gewiss nicht im Ruhestand befindet. Nachdem die rüstige und stets gut gelaunte Gertrude Krombholz keine Mitstreiter für die selbst gespurte Langlaufloipe fand, gründete sie kurzerhand eine Rollator-Tanzgruppe. „Wenn es Rollstuhltanz gibt, dann gibt es auch Rollatortanz!“, sagt sie voller Überzeugung.
Staatsexamen Sportwissenschaft 1957, Promotion 1981
Von 1952 bis 1957 studierte Gertrude Krombholz für das Lehramt an Gymnasien Sport an der Bayerischen Sportakademie sowie Chemie und Geographie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der TUM. Sie unterrichtete zunächst am Gymnasium und Staatlichen Landschulheim Marquartstein, bevor sie zur Leiterin für die Sportphilologinnen-Ausbildung an der Bayerischen Sportakademie berufen wurde.
Am Sportzentrum der TUM leitete Gertrude Krombholz das Fachgebiet Gymnastik, Tanz, Musik und Bewegung und war ab 1973 zunächst Stellvertretende Leiterin und in den letzten Jahren bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1998 Leitende Akademische Direktorin der Abteilung Sportlehrerausbildung.
Nach ihrer Promotion über „Die Entwicklung des Schulsports und der Sportlehrerausbildung in Bayern von den Anfängen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges“ (3.854 Seiten, ausgezeichnet von den Freunden der TUM) hat Gertrude Krombholz auch gleich noch das Archiv der TUM zu diesem Thema neu geordnet.
Seit 1998 stiftet sie den nach ihr benannten Preis der TUM für die besten wissenschaftlichen Arbeiten in der Angewandten Sportwissenschaft und hat dessen Vergabe mit einer eigens gegründete Stiftung auch für die Zukunft sichergestellt.
Für ihr unermüdliches Wirken wurde Gertrude Krombholz mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, etwa mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, dem Bayerischen Verdienstorden, dem Goldenen Ehrenring der Stadt München und dem Paralympic Order des IPC.
Die TUM zeichnete sie für ihre herausragende, weit überobligatorische Leistungen und ihr jahrzehntelanges Engagement in der Sportlehrerausbildung und im Hochschulsport mit dem Goldenen Ehrenring und der Goldenen Ehrennadel aus.