Für TUM Emeritus of Excellence Prof. Dr. Dr. habil. Drs. h.c. Gerd Wegener war die Begegnung und Betreuung des wissenschaftlichen Nachwuchses das „Lebenselixier“. Nach seiner Emeritierung stiftete er das „Gerd Wegener Reisestipendium“. Das Bild zeigt Studiendekan Prof. Dr. Michael Suda, Stipendiatin Isabelle Jarisch und den Stifter (v.l.n.r.)

Für TUM Emeritus of Excellence Prof. Dr. Dr. habil. Drs. h.c. Gerd Wegener war die Begegnung und Betreuung des wissenschaftlichen Nachwuchses das „Lebenselixier“. Nach seiner Emeritierung stiftete er das „Gerd Wegener Reisestipendium“. Das Bild zeigt Studiendekan Prof. Dr. Michael Suda, Stipendiatin Isabelle Jarisch und den Stifter (v.l.n.r.) (Bild: C. Josten, ZWFH Weihenstephan).

Alumni für Nachhaltigkeit

TUM Emeritus of Excellence Gerd Wegener

„Jeder Baum zählt“
24. Mai 2021  |  
Lesezeit ca. Min.
Für Gerd Wegener waren und sind zwei Dinge besonders wichtig: Die nachhaltige Nutzung von Holz und die Ausbildung junger Menschen zu verantwortungsbewussten Gestaltern unserer Zukunft. Noch heute setzt sich der TUM Emeritus of Excellence für beides ein.
In der Forst- und Holzbranche ist Professor Dr. Gerd Wegener ein gesuchter Experte. Sein Forschergeist mündete in zahlreichen neuen Technologien und Produkten, die von Wissenschaft und Industrie gleichermaßen hoch geschätzt wurden. Schon in den 1970er Jahren erkannte Gerd Wegener die große Bedeutung von Holz – das sich zu hochfesten und leistungsstarken Werkstoffen verarbeiten lässt und dabei ein nachwachsender Rohstoff ist. „Die Wälder der Erde und der nachwachsende Rohstoff Holz sind wesentliche Elemente einer zukunftsfähigen Umwelt- und Klimapolitik“, betont er. „Dem weltweiten Erhalt und der Mehrung unserer Wälder gebührt daher höchste Priorität: Jeder Baum zählt.“

INTELLIGENTE NUTZUNG VON HOLZ 

Die Holzforschung München (HFM) betreibt als Institution der TUM Hochschulausbildung, Forschung und Entwicklung. Als ihr langjähriger Leiter erweiterte Gerd Wegener den Forschungshorizont des dortigen Lehrstuhls für Holzwissenschaft und initiierte viele praxisorientierte Forschungs- und Entwicklungskooperationen. Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gelang beispielsweise in einem großen Verbundprojekt die Umwandlung von Holz in technische Keramiken – und damit in einen Hochleistungswerkstoff, der nachwächst.

Auch in der Baubranche setzte Gerd Wegener auf den natürlichen Werkstoff Holz. So entwickelte er holzbasierte Bauplatten und Bauprodukte. Für die Holzindustrie erstellte er Ökobilanzen und ökologische Kennwerte für Produkte und Produktionslinien.

ZUKUNFTSVORSORGE 

Deutlich wird bei all diesen Projekten das wichtige Thema der Nachhaltigkeit. In Forschung und Lehre wurde Gerd Wegener nicht müde, die große Bedeutung von Holz für eine nachhaltige Zukunft herauszustellen. Holz und Holzwerkstoffe sind die notwendige Alternative und Ergänzung zu fossil basierten und nicht nachwachsenden Bau- und Werkstoffen wie Beton, Stahl, Aluminium und Kunststoff. „Bezüglich Energieaufwand und Kostenwahrheit ist Holz im Vergleich weit überlegen“, erklärt Gerd Wegener. „Bauen und Wohnen mit Holz ist aktiver Klimaschutz.“

DAS BAUEN UND WOHNEN MIT HOLZ IST AKTIVER KLIMASCHUTZ.

Gerd Wegener

Auf eine Zukunftsstrategie legte Gerd Wegener besonders großen Wert: Auf junge Menschen. Denn sie sind es, die durch eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung, gekoppelt mit praktischer Erfahrung, die Welt von morgen verantwortungsbewusst gestalten. Der Umgang mit ihnen am Institut, ob als Studierende oder Mitarbeitende, war für Gerd Wegener das „Lebenselixier“. „Ich habe davon immer selbst profitiert“, erinnert er sich. „Ich war aber auch gerne Vorbild.“

ANHALTENDES ENGAGEMENT 

2010 ging Gerd Wegener in den Ruhestand. Doch von Ausruhen kann seither keine Rede sein. Seine Fürsorge und der Respekt für den Nachwuchs bewogen Gerd Wegener nach seiner Emeritierung dazu, das Gerd Wegener Reisestipendium für junge Studierende aus den Forstwissenschaften zu stiften. Seit 2012 wurde das Stipendium zehnmal vergeben und unterstützte die Studierenden der TUM bei Auslandsprojekten in Kanada, Chile, Honduras, Simbabwe, Iran, Nepal und Südafrika mit jeweils 1000 Euro.

Noch heute wird Gerd Wegener an der TUM bei Auswahlverfahren und Begutachtungen als kompetenter und unabhängiger Ratgeber geschätzt. 2014 wurde er für seine hervorragenden akademischen Leistungen und sein anhaltendes Engagement vom Präsidenten der TUM zum TUM Emeritus of Excellence ernannt. Mit dem Ehrentitel werden seit 2006 einmal jährlich herausragende und besonders engagierte sowie im öffentlichen Leben präsente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet, die so der Universität in vielen Bereichen aktiv verbunden bleiben. „Es war für mich eine besonders große Ehre, in diesen erlauchten Kreis der TUM Emeriti of Excellence aufgenommen zu werden, noch dazu als erster aus den Forstwissenschaften überhaupt“, bekräftigt Gerd Wegener. „Diese Würdigung meiner Leistung hat für mich einen besonders hohen Stellenwert.“

TUM Emeritus of Excellence Gerd Wegener

Gerd Wegener (Bild: Andreas Heddergott, TUM).

Prof. Dr. Gerd Wegener

Leiter der Holzforschung München 1993-2010

1964 nahm Gerd Wegener an der TUM das Studium des Bauingenieurwesens auf. Zum Ende des Grundstudiums wechselte er an die Universität Hamburg zum weniger mathematischen Studium der Holzwirtschaft. Damit hatte er sein Thema fürs Leben gefunden und entschied sich 1970 für eine wissenschaftliche Tätigkeit am Lehrstuhl für Holzkunde und Holztechnik der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Es folgte die forstliche Promotion (1975) und die Habilitation in Forst- und Holzwissenschaft (Habilitationspreis der LMU 1986).

Von 1993 bis 2000 war er Ordinarius für Holzkunde und Holztechnik und Leiter der Holzforschung an der LMU. Auch als im Jahr 2000 das Institut der LMU in eines der TUM umgewandelt und in das neu gegründete Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt eingegliedert wurde, blieb Gerd Wegener noch bis 2010 dessen Leiter.

Gerd Wegener nahm zahlreiche Gastdozenturen weltweit wahr, war tätig als Gutachter und bei der Evaluierung nationaler und internationaler Projekte und Forschungsprogramme. Zwanzig Jahre lang war er verantwortlicher Herausgeber des European Journal of Wood and Wood Products und von Wood Science and Technology. Er ist Zweitautor des Standardwerks „Wood“ (1984). Gerd Wegener war Mitglied in zahlreichen Wissenschaftsgemeinschaften und Ausschüssen.

1997 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Zvolen, Slowakei, 2005 die Ehrendoktorwürde der Forstakademie Sankt Petersburg, Russland. 2009 wurden ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande und der Schweighofer-Hauptpreis für sein Lebenswerk verliehen. 2016 folgte die Bayerische Staatsmedaille in Gold für herausragende Verdienste im Cluster Forst und Holz. 2019 wurde er mit dem Distinguished Service Award der International Academy of Wood Science für herausragende Verdienste zur Förderung der Holzwissenschaften ausgezeichnet. Schon 2014 wurde er vom damaligen TUM-Präsidenten Wolfgang A. Herrmann für seine herausragenden Leistungen zum TUM Emeritus of Excellence ernannt.

Auch wenn er bereits seit 2010 emeritiert ist, ist Gerd Wegener in Sachen Holzwirtschaft und -forschung nach wie vor sehr aktiv. Doch ein wenig mehr Zeit hat er nun schon, um mit seiner Frau ins Theater, zu Konzerten und Lesungen zu gehen und um zu verreisen. So oft wie möglich verbringen die beiden Zeit mit ihren sieben Enkelkindern.