Universitätsstifter Franz-Robert Klingan
„Wir müssen uns ambitioniert an den Besten messen“
Die ersten Semester an der TUM, als neben der Chemie auch die Grundlagen in der Physik und der Mathematik auf dem Lehrplan standen und die ersten Analyseaufgaben im Labor bewältigt werden mussten, erlebte er als herausfordernd: „Eine wesentliche Komponente des erfolgreichen naturwissenschaftlichen Studiums ist Frustrationstoleranz. Das habe ich damals gelernt. Ich musste mich schon durchbeißen“, so Franz-Robert Klingan. Gleichzeitig lernte er viel über sich selbst: wie man mit Fehlschlägen umgeht, wie man sich das Studium einteilt und welche Energie es freisetzen kann, wenn man etwas wirklich will.
PROMOTION BEIM SPÄTEREN PRÄSIDENTEN
Die Promotion an der TUM beim späteren Präsidenten Wolfgang A. Herrmann war die natürliche Fortsetzung dieser Erfahrung: „Wolfgang hat immer Wert auf eine gute Arbeitsethik gelegt und Fleiß als eine Tugend angesehen, aber er hat uns große Freiheiten gelassen und das war mir wichtig.“ Insbesondere sei es bei Professor Herrmann möglich gewesen, die Promotion zügig abzuschließen, was zur damaligen Zeit einem wirklichen Wettbewerbsvorteil gleichkam. „Ich begann in den wirtschaftlich schwierigen Krisenjahren Mitte der neunziger Jahre zu arbeiten. Es war gut, wenn man schnell im Studium war und von einem exzellenten Lehrstuhl kam.“
Fragt man Franz-Robert Klingan nach seiner Promotionsprüfung, so erinnert er sich an ein sehr forderndes, aber freundliches Prüfungskollegium. „Es kamen sehr verschiedene Fragen aus ganz verschiedenen Fachgebieten und da musste man geschickt vorgehen, weil ja trotz der ganzen Expertise klar war, dass man nicht alles wissen kann.“ Am Lehrstuhl für Anorganische Chemie war es zudem Tradition, dass die Rigorosen vom selbsternannten „Sprengmeister“ beendet wurden: „Der hat im Keller irgendwelche Böllerköpfe gebaut und kurz vor der vollen Stunde begonnen, den ersten zu zünden. Wenn man es draußen knallen hörte, dann wusste man also, jetzt kann es nicht mehr lange dauern“.
EINE KOMPLETTE ANDERE WELT
Nach der Promotion zog es Franz-Robert Klingan zunächst in die pharmazeutische Industrie zur Hoechst AG. Die ersten Berufsjahre erlebte er als sehr lehrreich: „Insbesondere muss man natürlich erstmal Dinge lernen, die an der Universität nicht unbedingt vermittelt werden, wie betriebswirtschaftliche Zusammenhänge und Führung.“ Nach dem das Unternehmen und die gesamte Branche vermehrt von Konsolidierung und Umstrukturierungsmaßnamen ergriffen wurden, wechselte Franz-Robert Klingan im Jahr 2000 zur Unternehmensberatung Bain & Company, wo er heute Senior Partner ist und das Investorengeschäft in den Bereichen Gesundheitswesen und Pharmaindustrie für die Region EMEA verantwortet.
WOLFGANG HAT IMMER WERT AUF EINE GUTE ARBEITSETHIK GELEGT UND FLEISS ALS EINE TUGEND ANGESEHEN, ABER ER HAT UNS GROSSE FREIHEITEN GELASSEN UND DAS WAR MIR WICHTIG.
JEDEN MORGEN EINE NEUE HERAUSFORDERUNG
An seiner Tätigkeit schätzt er am meisten, dass ihn jeden Morgen eine neue Herausforderung erwartet. „Ich habe das Privileg, die neuesten Entwicklungen zu sehen und nur mit den besten Leuten zu arbeiten“, erklärt Franz-Robert Klingan. Diese Erfahrung und der Antrieb, immer noch besser zu werden, sind es auch, die ihn dazu antreiben, sich weiter für seine Alma Mater zu engagieren. „In meinen Augen hat die TUM in den letzten Jahrzehnten eine irrsinnige Entwicklung hingelegt. Jetzt geht es aber nicht darum, sich gut zu fühlen und stehen zu bleiben, sondern zu sehen, wo man noch besser werden kann, und wo man die Richtung angesichts aktueller Entwicklungen überprüfen muss.“ Es sei die Aufgabe der TUM, sich ambitioniert an den Besten zu messen und sich nicht mit glorifiziertem Mittelmaß zu begnügen. „Ich bin überzeugt davon, dass auch unser neuer Präsident Thomas Hofmann weiter an der Entwicklung der TUM schrauben wird.“
Für Franz-Robert Klingan ist es wichtig, dass die TUM aus den wunderbaren Talenten, die sie hat, das Beste macht. Deswegen unterstützen seine Frau und er als Stifter die TUM Universitätsstiftung. „Wir haben hier einen sehr großzügigen und spendablen Freistaat als Partner, aber es gibt Dinge, die kann auch dieser nicht möglich machen, und dafür braucht es die Unterstützung derjenigen, die finanziell in der Lage sind, ihren Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten.“ Die Universitäten als die höchsten Bildungsanstalten des Landes sollten die Gesellschaft in die Lage versetzen, die enormen bevorstehenden Herausforderungen zu meistern: „Allen voran ist das momentan die Pandemie und die Klimakrise, aber mittelfristig denke ich dabei auch an ein neues Verhältnis von Leben und Arbeiten, ein neues Verhältnis zur Mobilität und die Fähigkeit, Energie auf ganz andere intelligente Arten und Weisen zu gewinnen, zu verteilen und zu nutzen.“
Dr. Franz-Robert Klingan
Diplom Chemie 1992, Promotion 1995
Dr. Franz-Robert Klingan studierte an der TUM Chemie und promovierte am Lehrstuhl für Anorganische Chemie des späteren TUM-Präsidenten Wolfgang A. Herrmann. Nach der Promotion wechselte er in die pharmazeutische Industrie zur Hoechst AG, wo er als Technology Transfer Manager für Großprojekte und Allianzen im Bereich Biotechnologie zuständig war. Seit 2000 ist er bei der Unternehmensberatung Bain & Company tätig, für die er für mehrere Jahre auch am amerikanischen Standort in Boston beschäftigt war.
Heute ist er Senior Partner und Leiter des Investorengeschäfts im Gesundheitswesen in EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika). Zu seinen Kunden zählen vor allem Eigenkapitalinvestoren, Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen. Daneben ist er als privater Investor in diversen Start-ups im Bereich der Biotechnologie und in Wachstumsfonds engagiert.
Franz-Robert Klingan ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund. In seiner Freizeit geht er leidenschaftlich gerne Skifahren, genießt die Nähe zu den bayerischen Bergen und macht Musik. Er ist Stifter und Stiftungsrat der TUM Universitätsstiftung und Mitglied im Bund der Freunde der TUM.