TUM Alumnus Alexander Eichberger bei seiner Abschiedsrede anlässlich seines Firmenverkaufs im Jahr 2014.

TUM Alumnus Dr. Alexander Eichberger widmet sein Leben dem Klimaschutz. Das Bild zeigt ihn bei seiner Abschiedsrede anlässlich des Verkaufs seines eigenen Unternehmens im Jahr 2014. Seither sind die Themen seiner ehrenamtlichen Vorträge Klimawandel, Elektromobilität und Erneuerbare Energien (Bild: Privat).

Alumni für Nachhaltigkeit

Klimaschützer Alexander Eichberger

„Ich hatte früher ganz andere Werte“
25. Okt 2022  |  
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TUM Alumnus Alexander Eichberger war erfolgreicher Unternehmer. Quasi über Nacht wurde er zum Klimaaktivisten. Er verkaufte seine Firma und engagiert sich seither ehrenamtlich für den Klimaschutz.
Mit seiner Softwarefirma und deren Auslandsgesellschaften in USA, Japan, Frankreich und England war Dr. Alexander Eichberger zwanzig Jahre lang erfolgreicher Unternehmer. Mit der dort entwickelten Software für Mehrkörpersimulation ermöglichte er es der Automobil- und Eisenbahnindustrie, ihre mechanischen oder mechatronischen Systeme als virtuellen Prototyp aufzubauen und zu analysieren. „Ich bin so aufgewachsen wie viele meiner Generation“, sagt er. „Du musst etwas aufbauen, das immer weiter wächst. Du musst beständig etwas leisten, dann kannst du dir auch etwas leisten.“

Auf einer Dienstreise im Jahr 2012 hatte Alexander Eichberger bei der Lektüre eines Buches über den Klimawandel ein Aha-Erlebnis, das ihm diese Denkweise in Frage stellen ließ. Ihm war klar geworden, dass die Zukunft der Energieerzeugung dezentral und fossilfrei sein muss und dass er selbst diese Entwicklung aktiv mitgestalten wollte.

Kurzerhand erweiterte er zunächst seine Simulationssoftware auf die Simulation von Windturbinen. Zwei Jahre später verkaufte er seine Firma. Zwar erfolgte der Verkauf an einen großen Softwarekonzern auch aus marktstrategischen Gründen. Vor allem aber zog Alexander Eichberger mit diesem Schritt die Konsequenz aus seiner inneren Wandlung. Der ewige Wachstumsgedanke funktionierte für ihn nicht mehr. „Nach zwanzig Jahren Unternehmertum war es mein Wunsch, zivilgesellschaftliches Engagement zu übernehmen“, sagt er. „Der Klimawandel ist die größte globale Herausforderung an die Menschheit und wird insbesondere massiv unsere Kinder und Enkel betreffen. Das allein war Grund genug für mich, mich fortan ehrenamtlich und nahezu exklusiv dem Klimaschutz zu widmen.“

AUS ÜBERZEUGUNG

In Gesprächen mit Freunden, Verwandten und Bekannten stellt Alexander Eichberger nach wie vor fest, dass die Gefahr des Klimawandels für viele noch nicht real ist. Oft wird sie vom Alltag oder von kurzfristigen wirtschaftlichen Erwägungen überdeckt und verdrängt. Das will er ändern. Großteils ehrenamtlich hält er Vorträge über Klimaschutz, Elektromobilität und Erneuerbare Energien, ob bei der Münchner Volkshochschule, bei Fridays For Future oder der IG Metall Jugend München, ob an Schulen, in Firmen oder bei Vereinen. Alexander Eichberger ist es wichtig, dass er ein möglichst breites Publikum erreicht, das dann als Multiplikator fungiert.

Nach zwanzig Jahren Unternehmertum war es mein Wunsch, zivilgesellschaftliches Engagement zu übernehmen.

Alexander Eichberger

Wichtige Fakten zum Schutz von Klima und Umwelt kann Alexander Eichberger auch deshalb gut vermitteln, da er durch sein Studium an der TUM nur zu gut um deren physikalische und mathematische Grundlagen weiß. „Hier erhielt ich das Wissen, um komplexe Naturzusammenhänge wie den Klimawandel einordnen zu können“, sagt er. Zudem absolvierte er ein Kurzstudium und eine Ausbildung zum Klimaschutz-Kursleiter. Fachliteratur zum Thema Klimawandel und alternative Wirtschaftsformen liest er ohnehin in jeder freien Minute.

AUF EIGENE KOSTEN

Um die Dringlichkeit des Klimaschutzes einer noch breiteren Zielgruppe vermitteln zu können, gründete Alexander Eichberger gemeinsam mit seiner Ehefrau Anne Eichberger die unabhängige Initiative „unserklima.jetzt“. Mit ihrer Homepage will das Ehepaar niederschwellig über Klimaschutz informieren, Denkanstöße geben und Handlungsspielräume für einen nachhaltigen Lebensstil aufzeigen. Täglich sichten sie Medien und Fakten zum Klimawandel und bereiten die Informationen gut verständlich auf. Mit einem CO2-Rechner kann man sogar seinen eigenen CO2-Fußabdruck berechnen. „Wir wollen die Menschen aus ihrer Klima-Ohnmacht führen“, sagt Alexander Eichberger. „Es ist unser Ziel, bei möglichst vielen Menschen ein Verständnis für die dringend notwendigen Maßnahmen zum Klimaschutz zu generieren.“

Schon zweimal waren Alexander und Anne Eichberger die Hauptsponsoren des Starnberger Fünf-Seen-Filmfestivals, für das sie die Filmreihe Kino & Klima initiierten. Mit ausgewählten Filmen, etwa über das schmelzende Eis an den Polen, wollen sie das Publikum wachrütteln. Sogar einen eigenen Award für den besten Regisseur riefen sie ins Leben und stellten dafür dreitausend Euro zur Verfügung. Doch auch sie selbst wurden für ihr ehrenamtliches Engagement bereits ausgezeichnet. 2021 erhielten sie die Sonderauszeichnung des Energiepreis 2021 des Landkreis Starnberg.

ALS VORBILD VORANGEHEN

Noch vor zehn Jahren hatte Alexander Eichberger keine Ahnung von Klimaschutz. „Ich hatte früher ganz andere Werte und dachte, dass Konsum wichtig ist, um die Wirtschaft am Laufen zu halten“, sagt er. Mittlerweile haben er und seine Frau ihr Leben von Grund auf verändert. Sie reisen nur noch mit dem Zug oder mit dem E-Auto, kaufen so wenig wie möglich und essen kaum mehr Fleisch. Jeden Tag überlegen sie, wie sie ihren ökologischen Fußabdruck noch weiter verringern könnten. Um ihre Wohnfläche optimal nutzen zu können, überlegen sie sogar, ob sie ihr Haus zu einem Zweifamilienhaus umbauen sollten Eine Wärmepumpe versorgt das Haus zudem fossilfrei mit Energie. „Natürlich sind wir angreifbar, weil wir früher selbst nicht klimafreundlich lebten“, sagt Alexander Eichberger. „Aber das kann kein Grund sein, sein Leben nicht zu ändern und sich nicht zu engagieren.“

TUM Alumnus Alexander Eichberger.

Alexander Eichberger (Bild: Loredana La Rocca, VHS).

Dr. Alexander Eichberger

Diplom Maschinenwesen 1987

Von 1981 bis 1987 studierte Alexander Eichberger Maschinenwesen an der TUM. In den Jahren bis 1993 promovierte er an der Universität Duisburg. Während dieser Zeit war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen tätig. 1993 gründete er eine Softwarefirma zur Simulation von virtuellen Prototypen.

2014 verkaufte er sein erfolgreiches Unternehmen und widmet sich seither nahezu ausschließlich dem Klimaschutz. 2021 gründete er gemeinsam mit seiner Ehefrau Anne Eichberger die Initiative „unserklima.jetzt“, mit der das Ehepaar rund um den Klimaschutz informieren und einen nachhaltigen Lebensstil fördern will.

Alexander Eichberger lebt gemeinsam mit seiner Ehefrau in Hechendorf am Pilsensee. In seiner Freizeit geht er gerne Bergwandern und Radfahren, aber auch Kino, Theater und Konzerte stehen auf dem Programm.