Eberhard Veit und Angela Merkel diskutieren vor einem technischen Gerät.

Auf dem IT-Gipfel in Saarbrücken im November 2016 zeigte Dr. Eberhard Veit Bundeskanzlerin Angela Merkel, wie Industry 4.0 funktioniert (Bild: Saarland/Kerkrath).

Alumni in Führung

Top-Manager Dr. Eberhard Veit

„Wer nicht vorlebt, wird nicht ernstgenommen“

12. Jan 2018
Lesezeit ca. Min.
Seine Dissertation schrieb Dr. Eberhard Veit über Roboterstaubsauger: 1999 eine Vision, heute Realität in vielen Haushalten. Als Top-Manager setzte er viele Ideen um in Firmen wie Kärcher und Festo. Für seinen Erfolg hat er ganz einfache Rezepte.
Dr. Eberhard Veit gehört zu den Top-Managern Deutschlands und ist im Herzen doch ein einfacher Mann und den Tugenden seiner schwäbischen Heimat treu geblieben. Denn der Schwabe mag, wie er sagt, einfache Lösungen, die praktisch und gerne auch günstig sind. So denkt er oft an sein Studium in Weihenstephan zurück und an einen Haushaltstechnik-Lehrpfad der besonderen Art: „Mit Low Budget-Mitteln und einer Methode, die didaktisch in der ersten Anmutung nicht ganz zeitgemäß war, wurde hier eine Lösung präsentiert, die sehr clever, einprägsam und praxisnah war“, erzählt Veit vom Viereck der marktorientierten Produkt- und Systemlösungen auf dem Gebiet der Haushaltstechnik, dasThemen wie Dampfgaren, Kühlmethoden oder auch Lösungen für einen barrierefreien Haushalt berücksichtigte. „Das hat mich überzeugt: Nicht auf hohe Budgets und aufwändige PR-Mittel kommt es an, sondern auf den hervorragenden Content und die praktische Umsetzbarkeit.“

Dieses Denken und Handeln hat Eberhard Veit aus seinem Studium mit in seine Managementposten genommen: Zunächst war er Entwicklungsleiter beim Modellbahnbauer Märklin, dann Entwicklungschef beim Reinigungsgeräte-Hersteller Kärcher. 1997 wechselte er als Vorstandsvorsitzender für Produkt- und Technologie-Management zur Festo-Unternehmensgruppe, die in seiner Zeit zum Weltmarktführer in der Pneumatik- und Automatisierungstechnik aufstieg – ein so genannter Hidden Champion, ein verborgener Gewinner. So werden kleine und mittelständische Unternehmen bezeichnet, die relativ unbekannt sind, aber dennoch eine Marktführungsposition in ihrem Bereich oder ihrer Branche haben.

VISIONÄRE IDEEN 

Schon mit seiner Dissertation über „Roboterstaubsauger für den Haushalt“ zeigte Eberhard Veit auch einen visionären Blick: „Damals war die Idee und die Technologie ihrer Zeit zu weit voraus“, meint er heute. Mittlerweile ist der automatische Staubsauger ein Serienprodukt. Die Zeit müsse reif sein, auf den richtigen Markteintrittspunkt komme es sehr häufig an, sagt er und rät: „Nicht den Mut verlieren, sondern durchhalten.“ Für seine Doktorarbeit wurde Veit 2000 mit dem Deutschen Innovationspreis für Haushaltstechnik ausgezeichnet.

Das erfolgreiche Weiterkommen ist lebenslanges Lernen.

Visionen umsetzen, das konnte Eberhard Veit dann zeigen, als in seiner Zeit bei Märklin die Digitaltechnik und Steuerungstechnik zur Serienreife gebracht wurde oder er bei Kärcher an entscheidenden Innovationen in der Sparte Consumer-Geräte an Roboter-Reiniger und -Staubsauger beteiligt war. Da war er 27 Jahre und leitete mehr als 200 Mitarbeiter. Damals wie heute setzt er als Führungskraft vor allem auf lebenslange Bildung: „Die hervorragende Ausbildung an der Hochschule ist das Sprungbrett in den Beruf, das erfolgreiche Weiterkommen ist lebenslanges Lernen und Weiterbilden. Denn Wissen ist Deutschlands einziger Rohstoff; wenn wir ihn nicht fördern, versiegt er!“ Er habe Weiterbildung im Unternehmen stets gefördert, sich aber auch selbst stetig weitergebildet, denn, so sagt er: „Wer nicht vorlebt, wird nicht ernst genommen.“

Diese Haltung – Vorbild sein, auf einer Ebene mit den Mitarbeitern bleiben – ist der Schlüssel zu seinem Erfolg. Wenn die Mitarbeiter motiviert sind, kann man den Blick nach vorne richten, z.B. auf das Thema Digitalisierung, für das Eberhard Veit sich seit Jahren engagiert – als Berater der Bundesregierung ebenso wie in den Lernfabriken weltweit,in Deutschland und auch in seiner schwäbischen Heimatstadt Göppingen. Wichtig ist ihm, dass etwas passiert: „Nicht schwätza, schaffa!“ und stets: „wir müssen mindestens um das besser sein, was wir teurer sind!“

Porträtfoto von Eberhard Veit.

Eberhard Veit (Bild: Privat).

Dr. Eberhard Veit

Promotion Ökotrophologie 1999

 

Nach seinem Studium der Feinwerktechnik an der Universität Stuttgart promovierte Dr. Eberhard Veit im Fach Ökotrophologie an der TUM. Er war Entwicklungschef bei Märklin und Kärcher, bevor er 1997 als Vorstand/Vorstandschef zu Festo wechselte – den Esslinger Konzern, den er mit der Eigentümer-Familie und dem Führungs-Team zu einem der weltweit führenden Spezialisten für Automatisierungstechnik ausgebaut hat. Seit 2016 ist er Verwaltungsratsmitglied der Wagner International AG. Gleichzeitig betreibt er das Beratungsbüro Veit 4.0 und ist als Aufsichtsrat bei neun Konzernen tätig, darunter der Carl Zeiss AG und der TÜV SÜD AG. Seit Jahren setzt er sich für die Digitalisierung der Wirtschaft ein, berät dabei auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und leitet die Initiative „Plattform Industrie 4.0“ des Bundes. Von Ministerpräsident Kretschmann hat er 2017 den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg erhalten.