Für seine bahnbrechende Arbeit im Bereich der Simulation komplexer, innovativer Bauaufgaben wurde Casimir Katz jüngst mit der Konrad-Zuse-Medaille ausgezeichnet, nicht zuletzt auch für seine Fähigkeit, neueste wissenschaftliche Ergebnisse in leistungsfähige Software zu integrieren. Diese Fähigkeit, Forschung gleichsam zur praktischen Anwendung zu bringen, hat Katz schon seit seiner Studienzeit mehrfach unter Beweis stellen können.
Neuartige Software
Während seines Studiums des Bauingenieurwesens an der TUM wird der gebürtige Schwarzwälder von Professor Heinrich Werner in das Forschungsteam geholt, um eine neuartige Software zur Berechnung von Brückenpfeilern mitzuentwickeln. Die daraufhin von Casimir Katz in der Diplomarbeit erforschte Methode ist heute unter dem Begriff „Finite Cell Method“ bekannt. Das dabei entwickelte modulare Konzept macht seither Simulationen und Planungen im Bauwesen wesentlich einfacher und zeitsparender. „Darauf bin ich richtig stolz“, sagt er heute.
Für die Praktiker bin ich Forscher und für die Forscher bin ich Praktiker: Es ist immer gut, wenn man nicht ins Raster fällt.
Da kein Unternehmen den promovierten „Anarchisten“ mit einem Angebot locken konnte, macht sich Katz kurzerhand selbstständig. Durch seine anhaltende Forschung an Simulationsprogrammen kann er diese so weiterentwickeln, dass sie bereits Anfang der 1980er Jahre auf kleineren Arbeitsplatzrechnern laufen. Breiten Kreisen von Bauingenieuren wurde dadurch eine innovative Technologie zugänglich gemacht, die heute zum Standard zählt.
Die zunächst eher lose gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsarbeit vor allem mit seinem früheren TUM-Kommilitonen Thomas Fink stellt sich mit Großkunden wie Bilfinger & Berger, Hochtief und Schlaich Bergermann rasch als so erfolgreich heraus, dass beide 1987 ein eigenes Bausoftwareunternehmen gründen, das heute als Europas führende Adresse bei anspruchsvollen Bauprojekten gilt.
Dem Credo treu bleiben
In zwei Jahren wird Katz dort sein Führungsamt abgeben. Natürlich freut er sich auf das erst jüngst für sich entdeckte Singen mit seiner Frau im Chor und mehr Zeit für Ahnenforschung und seine Enkel. Doch wird er auch in Zukunft darauf achten, dass die Forschung nicht vernachlässigt wird – der Bereich, der nicht unwesentlich das Innovationspotential des Unternehmens garantiert. Er selbst, so versichert Katz, wird seinem Credo treu bleiben und auch weiterhin „über die eigene Arbeit nachdenken, ob es nicht besser geht. Denn auch das ist Forschung.“
Ebendies rät Katz auch seinen Studierenden im Rahmen seines Lehrauftrags für Computational Mechanics an der TUM und möchte den jungen Menschen damit das weitergeben, das er dort ehemals selbst von seinem bewunderten Mentor Heinrich Werner gelernt hat. „Wie ein Schwamm sollen sie im Studium alles aufsaugen und dabei eigenständig denken und stets auch alles hinterfragen“, so Katz. „Der größte Glücksmoment stellt sich für mich dann ein, wenn ich etwas anstoßen kann und die Leute dann selbst auf Ideen kommen und eigenständig arbeiten.“
Diplom Bauingenieurwesen 1976, Promotion 1982
Casimir Katz studierte von 1972 bis 1976 Bauingenieurwesen an der TUM und promovierte dort 1982.
Mit Partnern gründete er 1987 das Unternehmen SOFiSTiK, das weltweit Bausoftware herstellt. Als Mitglied der Geschäftsleitung ist Katz heute als CTO für Forschung und Technologie verantwortlich.
Von 2000 bis 2006 hatte er einen Lehrauftrag für Bauinformatik an der Universität Leipzig inne, seit 2006 einen Lehrauftrag für Computational Mechanics an der TUM. 2009 erfolgte dort die Ernennung zum Honorarprofessor.
Im November 2018 wird Katz für seine herausragende Arbeit im Bereich der Simulation komplexer, innovativer Bauaufgaben vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) die Konrad-Zuse-Medaille in Berlin verliehen.
Casimir Katz hat seine Frau, ebenfalls Bauingenieurin und Absolventin der TUM, im Studium kennengelernt. Ihre gemeinsame Tochter hat Maschinenbau studiert, der Sohn promovierte an der TUM am Walter-Schottky-Institut in Elektrotechnik.