TUM Alumnus Bernhard Edmaier.

Da sich viele geologische Phänomene aufgrund ihrer Größe oft nur aus der Luft fotografieren lassen, hat sich Bernhard Edmaier auf Luftbildfotografie spezialisiert. Nicht selten lehnt er sich in schwindelerregender Höhe aus einem Flugzeug wie hier über den australischen Abrolhos-Inseln (Bild: Privat).

Alumni kreativ
Fotograf Bernhard Edmaier
„Meine Arbeit ist eine andauernde Expedition“
31. Mai 2019  |  
Lesezeit ca. Min.
Schon in der Schule empfand TUM Alumnus Bernhard Edmaier die Abbildungen in den Erdkundebüchern unzureichend. Der Geologe machte sein Hobby zum Beruf und zeigt in seinen Fotografien, wie atemberaubend schön die unbelebte Natur ist.
Als Jugendlicher half Bernhard Edmaier beim Renovieren und Ausbau eines alten Bauernhofes. Die Tätigkeit hatte ihm so gefallen, dass er sich für ein Studium des Bauwesens entschied. „Die TUM hatte auf dem Gymnasium, das ich besuchte, einen guten Ruf“, erklärt Bernhard Edmaier seine Entscheidung für diese Universität. „Und nicht zuletzt war der Weg in die Alpen, zum Wildwasserfahren, Bergsteigen und für Skitouren nicht weit.“

1977 begann Bernhard Edmaier das Studium des Bauingenieurwesens an der TUM. Aber die Vorlesung zur Allgemeinen Geologie von TUM-Professor Dr. Georg Spaun fand er viel interessanter. Prompt wechselte er das Studienfach. Die Geologie – die Prozesse, die die Erdkruste formten und bis heute formen – hatte ihn in ihren Bann geschlagen. Die Lehrbücher, die diese Prozesse abzubilden suchten, fand er hingegen wenig ansprechend. Bereits in der Schulzeit hatte er sich über die schlecht illustrierten Erdkundebücher geärgert. Bernhard Edmaier wollte es besser und professioneller machen. Schon seit seiner Jugend hatte er gerne fotografiert, gute Kameras wurden ihm schon kurz nach dem Abitur von Onkel und Schwester geschenkt. „Ich wollte zeigen, wie spektakulär die geologischen Phänomene in Wirklichkeit aussehen“, erinnert er sich.

Die Geologie als Basis der Fotografie

1987 schloss Bernhard Edmaier sein Studium ab und arbeitete als Geologe im Tunnelbau. Seine Leidenschaft, das Fotografieren der unbelebten Natur, aber blieb. Als Anfang der 1990er Jahre ein Münchner Verlag seine imposanten Fotografien von Vulkanausbrüchen auf Hawaii und Sizilien zu Gesicht bekam, wollte dieser postwendend einen Bildband daraus machen. „Der Bildband wurde sehr erfolgreich. Damit vollzog sich mein Wechsel zur hauptberuflichen Fotografie“, wie Bernhard Edmaier erklärt.

Für seine atemberaubenden Landschaftsaufnahmen reist Bernhard Edmaier mehrmals im Jahr in entlegene Regionen der Erde. Hier ein Foto des Lake Ruth in Australien (Bild: Bernhard Edmaier).

Die Grundlage seiner fotografischen Arbeit bildet seither das, was Bernhard Edmaier im Geologiestudium an der TUM gelernt hat: das Wissen um die Erde und deren Entstehung. „Gesteinsvielfalt, Gebirgsbildung, Tektonik, Vulkanismus, Verwitterung, Erosion, die vielfältigen Strukturen, Farben und Formen der Erdoberfläche – das sind die Themen, die ich versuche, in ihrer Ästhetik visuell einzufangen.“ All seine Fotografien basieren auf diesen geologischen Phänomenen und zeigen sie als Kunstwerk: ob imposante Gletscher in Alaska, Sandgebiete in Island, rot gefärbte Seen in Chile, schwefelgelbe Krater in der Wüste Äthiopiens oder türkis-ocker-farbige Heißwasserquellen in Wyoming.

Zum Schutz der unbelebten Natur

Neben seiner emotional-künstlerischen Sichtweise ist für Bernhard Edmaier auch immer eine wissenschaftliche, dokumentarische Komponente wichtig. Diese liefert bei all seinen Bildbänden und Ausstellungen seine Lebensgefährtin und TUM Alumna Dr. Angelika Jung-Hüttl (Promotion Geologie 1991) mit geologischen und geomorphologischen Sachtexten. Die beiden haben sich an der TUM kennengelernt. Gemeinsam begeistern sie heute ein breites Publikum für die anorganische Seite der Natur. „Beim Naturschutz geht es meistens um den Erhalt von Biodiversität in den entsprechenden Ökosystemen“, sagt Bernhard Edmaier. Doch das genügt ihm nicht. „Auch der Boden unter unseren Füßen, die Erdkruste, die steinerne Schale unseres Planeten mit ihren vielfältigen Formen und Strukturen gehört dazu. Sie verdient Aufmerksamkeit und Schutz. Dafür möchte ich mit meinen Bildern immer wieder aufs Neue sensibilisieren.“

Auch der Boden unter unseren Füßen verdient Aufmerksamkeit und Schutz. Dafür möchte ich mit meinen Bildern sensibilisieren.

Bernhard Edmaier

Mehrmals im Jahr reist Bernhard Edmaier zu den entlegensten Flecken der Erde. „Ich betrachte meine Arbeit als eine andauernde Expedition“, beschreibt er. Er fotografiert bei knappem Sauerstoff in fünftausend Meter Höhe aus einem Kleinflugzeug, wagt sich an die glühend heiße Front von Lavaströmen und steht bis zur Hüfte in eiskalten Bergbächen. Bernhard Edmaier hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Es ist kein Wunder, dass er genau das auch jungen Studierenden rät. „Man sollte beruflich versuchen, das zu machen, wofür man sich interessiert und womit man sich identifizieren kann – und das dann mit einer gewissen Flexibilität konsequent verfolgen.“
Porträtbild von TUM Alumnus Bernhard Edmaier mit Kamera.

Bernhard Edmaier (Bild: Privat).

Bernhard Edmaier

Diplom Geologie 1990

 

Von 1977 bis 1987 studierte Bernhard Edmaier Bauingenieurwesen, dann Geologie an der TUM. Nach Abschluss seines Diploms war er zunächst im Tunnelbau tätig. Anfang der 1990er Jahre machte er seine große Leidenschaft, das Fotografieren, zum Hauptberuf. Seine abstrakt anmutenden Luftaufnahmen von der Erde werden international in Museen und öffentlichen Galerien ausgestellt und zieren öffentliche und Firmengebäude.

Publiziert wurden seine Arbeiten in mehrfach ausgezeichneten Bildbänden beim Phaidon-Verlag und Prestel-Verlag sowie in internationalen Magazinen wie GEO und National Geographic. Für den Band „Geoart – Kunstwerk Erde“ erhielt er 1998 den Kodak-Fotobuchpreis. 2001 wurde er mit dem renommierten Hasselblad Master Award ausgezeichnet.

Bernhard Edmaier entwickelt seine Foto-, Ausstellungs- und Buchprojekte gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin und TUM Alumna Dr. Angelika Jung-Hüttl. Die promovierte Geologin und Wissenschaftsjournalistin verfasst die Texte zu seinen Arbeiten. Die beiden leben in Ampfing bei Mühldorf am Inn.