2014 legte Mariana Avezum den Bachelor ab, 2017 den Master. Seither promoviert sie in Angewandter Softwaretechnik an der Fakultät für Informatik der TUM in Garching. Heute lehrt sie selbst und rät ihren Studierenden stets dazu, viel Wert auf Anwendung und Praxiserfahrung zu legen. „Für mich ist es sehr wichtig, dass das, woran ich arbeite auch tatsächlich den Menschen etwas bringt“, betont sie. Von dieser Devise war und ist auch ihre eigene stets anwendungsorientierte Forschung an der TUM geleitet.
Mobilität der Zukunft
Bereits im Bachelor beschäftigte sich Mariana Avezum mit der Optimierung des Verkehrsflusses, einem Thema, das ihr angesichts der Entwicklung ihrer Heimatstadt São Paulo hin zur Megacity sehr am Herzen liegt. 2013 ging sie für ihre Bachelorarbeit nach Singapur, um beim TUM Create, einem gemeinsamen Forschungsprojekt von TUM und Nanyang Technological University, an Transportsystemen für die Städte der Zukunft zu forschen. Als sie 2015 bei der Recherche nach einem Thema für ihre Masterarbeit eher zufällig auf den von Elon Musk ausgelobten Wettbewerb für Beiträge zum Hochgeschwindigkeitszug Hyperloop stieß, war sie sofort begeistert.
Ich wusste, dass mich die TUM mit den richtigen Fachleuten und Sponsoren zusammenbringen würde.
Mit Hochgeschwindigkeit ans Ziel
Dass es sich beim Hyperloop um ein für sie fachfremdes Maschinenbauprojekt handelte, stellte für Mariana Avezum durchaus eine emotionale Herausforderung dar. Ihren Mut hat sie dennoch nicht verloren. „Ich wusste, dass mich die TUM mit den richtigen Fachleuten und Sponsoren zusammenbringen würde“, sagt sie. Die TUM und der Industriepartner Airbus finanzierten das Projekt und ein interdisziplinäres und internationales Team von Studierenden der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt (WARR) stand ihr mit Rat und Tat zur Seite. Knappe zwei Jahre später, Anfang 2017, ließ sie die von ihr und dem WARR-Hyperloop-Team entwickelte Transportkabine auf dem Firmengelände von SpaceX in Los Angeles durch die Teströhre rasen – und gewann prompt den Hauptpreis für die schnellste Kapselkabine. „Noch heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke“, sagt Mariana Avezum.
Seit 2017 promoviert Mariana Avezum nun auch zum Zukunftsthema urbaner Mobilität. Die klaren Zusammenhänge zwischen Luftverschmutzung und Verkehrsaufkommen stellt sie in Softwaresystemen dar. Sehr deutlich zeigt ihre Arbeit, wie sinnvoll ein Umstieg auf Fahrgemeinschaften oder ganz weg vom klassischen Auto und hin zu mehr multimodalem Verkehr, also zur Nutzung verschiedener Verkehrsträger wie Elektroautos, Rad und Bahn wäre. Doch leider sei ihr Einfluss hier nur sehr begrenzt. Denn die tatsächliche Anwendung und Umsetzung ihrer Lösungen hin zu effizienter und sauberer Mobilität lägen nicht bei ihr, sondern bei der Gesellschaft. „Das Umdenken muss in den Köpfen der Menschen stattfinden“, sagt sie. Vielleicht gründet sie nach der Promotion eine eigene Firma, mit der sie dem Vorschub leisten kann. „Das ist mein großer Gründungstraum.“
Bachelor Informatik 2014, Master 2017
Die Schule besuchte Mariana Avezum in Brasilien, für ein Austauschjahr ging sie in die USA. Für das Studium kam sie nach München an die TUM. 2014 absolvierte sie ihren Bachelor in Informatik, 2017 folgte der Master. Nun promoviert sie am Fakultät für Informatik der TUM.
Seit dem Bachelor forscht Mariana Avezum an einem Thema, das ihr besonders am Herzen liegt. Ob im Rahmen desForschungsprojekts TUM Create in Singapur oder am Bejing Institute of Technology China – ihr Fokus liegt auf Smart und Shared Mobility, der Optimierung urbanen Verkehrs bei gleichzeitiger Reduzierung der Umweltverschmutzung.
Mariana Avezum liebt die Praxis und die Herausforderung – auch und gerade in Bereichen, in denen sie keinerlei Erfahrungen hat. Denn nur dadurch kann man lernen, sagt sie. Mit dieser Einstellung hat sie sich Kenntnisse in iOS- und Virtual Reality App-Entwicklung bis hin zu drohnengestützter Personenerkennung angeeignet.
Ihren Job als Softwareentwicklerin bei Intel Deutschland kündigte sie, um sich für ihre Masterarbeit auf neues Terrain zu wagen: Die Entwicklung einer Transportkabine, die mit annähernder Schallgeschwindigkeit Personen befördert. Sie gründete und leitete bis Januar 2017 das TUM-Hyperloop-Team, das mit seinen Kabinen-Prototypen vier Mal in Folge den ersten Platz bei der SpaceX Hyperloop Pod Competition gewann. Außerdem wurde der WARR Hyperloop mit der Karl Max von Bauernfeind-Medaille der TUM und dem VisionAward Talents ausgezeichnet.