Nach ihrem deutsch-französischen Diplom in Landschaftsplanung erwirbt Aude Zingraff-Hamed 2011 auch einen Master of Science in Ökologie und promovierte als Gastdoktorandin an der TUM. Dabei unterstützt ihr Mann ihre Passion für urbane Flussrenaturierung, Hochwassermanagement und Klimaschutz.
Deutsch-französische Doppelpromotion
Ungeachtet der Belastung durch sprachliche Hürden entscheidet sich Aude Zingraff-Hamed dazu, ihre Promotion nicht nur in Frankreich, sondern auch an der TUM in München abzulegen. Unermüdlich bewirbt sie ihr zur Lebensaufgabe gemachtes Thema der Flussrenaturierung und erhält schließlich die zur Doppelpromotion unabdingbare Finanzierung des französischen Forschungsministeriums und die Unterstützung der UNESCO Chair River Culture.
Werden dort normalerweise zehn Finanzierungen vergeben, erhält Zingraff-Hamed die eigens vom Ministerium ob der Aktualität ihres Themas bewilligte elfte Finanzierung, die sie aufgrund formaler Altersbeschränkungen postwendend abrufen muss und so unmittelbar mit ihrem länderübergreifenden Forschungsvorhaben beginnt – und das, obwohl sie im siebten Monat schwanger ist. „Es ging um ein Sofort oder Gar nicht“, beschreibt sie die Situation heute.
Ich wollte nicht auf meine großen Träume verzichten und mich trotz Mutterglück beruflich verwirklichen können.
Freilich müsse man für diesen Spagat zwischen Arbeit und Kindern schon sehr viel Kraft aufwenden, aber die bekommt man, so Aude Zingraff-Hamed, ja gerade durch die Kinder. „Als ich mit dem Studium begonnen habe, wollte ich meinen Beitrag dazu leisten, die Welt meiner Mitmenschen zu verbessern. Heute tue ich es vor allem für meine Kinder. Das ist die höchste Motivation.“
Beste Voraussetzungen für Wissenschaftlerinnen mit Kindern
Wie Aude Zingraff-Hamed betont, seien es ihre drei während der Promotionszeit geborenen Kinder gewesen, die ihre so erfolgreiche Forschung möglich gemacht haben; „Kinder zwingen dich organisierter zu sein, dein Zeitmanagement zu verbessern, effektiver zu arbeiten und du härtest einfach ab.“ Die ehrgeizige Wissenschaftlerin merkt aber auch an, wie grundlegend wichtig eben diejenigen Gegebenheiten an der TUM waren, die es zuallererst möglich gemacht haben, während der Promotion Mutter von drei Kindern zu werden: das Angebot der Kinderbetreuung und die flexible Arbeitszeiteinteilung. „Sobald meine Kinder geschlafen haben, habe ich angefangen, zu arbeiten, ob nachts oder am Wochenende. Kinder kann man nicht verlegen, seine Arbeitszeit schon, diese Möglichkeit haben mir die TUM bzw. meine Doktorväter gegeben.“
Voller Freude und mit schier endlosem Elan fliegt sie von einer internationalen Tagung zur anderen – oft begleitet von ihren Kindern. Sie erklärt, dass wenn kein Familienmitglied die Kinderbetreuung übernehmen kann, bieten die Veranstalter oft Kinderbetreuung vor Ort an. „Viele Mütter trauen sich gar nicht, nach solchen, durchaus vorhandenen, Angeboten zu fragen.“ Aktuell forscht Aude Zingraff-Hamed als Post-Doc an der TUM an einem H2020 EU-Projekt im Bereich Hochwasserschutz durch naturorientierte Lösungen. Als Mentorin gibt sie Nachwuchswissenschaftlerinnen den nötigen Mut dazu, sich für beides zu entscheiden; Karriere und Kinder, denn so Aude Zingraff-Hamed: „Karriere und Kinder muss man nicht trennen. Kinder sind keine Last, sondern ein Bereicherung.“
Diplom Landschaftsplanung 2011, Promotion 2018
Nach ihrem deutsch-französischen Diplom in Landschaftsplanung an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf sowie dem französischen Institut National d’Horticulture et du Paysage in Angers erwarb Aude Zingraff-Hamed 2011 an der Universität Angers ihren Master of Science in Ökologie. 2018 schloss sie ihre Promotion zum Thema urbane Flussrenaturierung an der Universität von Tour (PhD in Social Sciences / Governance and Planning) sowie an der TUM (PhD in Natural Sciences / Ecology) ab. Am dortigen Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung forscht sie derzeit im Rahmen ihrer Post-Doc-Stelle im Bereich Hochwasserschutz durch naturorientierte Lösungen. Zusätzlich erfüllt sie einen Lehrauftrag an der Université des Sciences in Angers. In den fünf Jahren ihrer Promotion wurden auch ihre drei Kinder geboren. Sie begleiten ihre Mutter weltweit auf Forschungsreisen und Vorträgen und berichten stolz davon, dass ihre Mama kranke Flüsse rettet.