Codierungsexpertin Antonia Wachter-Zeh

Durch ihre Errungenschaften in der Entwicklung hocheffizienter Codierungsalgorithmen gestaltet TUM-Professorin Dr. Antonia Wachter-Zeh auf internationalem Niveau die schnell voranschreitende Informationstechnik mit (Bild Astrid Eckert/TUM).

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Codierungsexpertin Antonia Wachter-Zeh

„Ich möchte die Zukunft der Codierung und Kryptografie gestalten“

24. Sep 2019  |  
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Mit Antonia Wachter-Zeh hat sich die TUM ein Ausnahmetalent ins Haus geholt. Die junge Professorin entwickelt Algorithmen, die die Nachrichtentechnik sicherer machen. International zählt sie zu den Expertinnen auf ihrem Gebiet.
Schon als Kind war Prof. Dr. Antonia Wachter-Zeh von Zahlenreihen fasziniert. Als Schülerin stellte sie ihr Gespür und ihre Leidenschaft für Mathematik regelmäßig in Landeswettbewerben unter Beweis. Lange Zeit war für sie klar, dass sie Mathematik studieren würde. Doch dann erschien ihr das Fach doch zu weltfremd. Sie entschied sich für ein duales Studium der Kommunikationstechnologie an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Kooperation mit Airbus. Hier wurde mehr und mehr ihr Interesse an der Nachrichtentechnik geweckt. Ihr Ziel war es, auf Basis mathematischer Theorien aus der modernen Algebra so genannte fehlerkorrigierende Codes zu entwickeln, die eine effiziente und fehlerfreie Kommunikation via Smartphone, Sportuhren und Computern rund um den Globus gewährleisten würden.

SPITZENFORSCHUNG

Rasch konnte sich Antonia Wachter-Zeh in der theoretischen Nachrichtentechnik einen Namen machen. Ihre Doktorarbeit über hocheffiziente Codierungsalgorithmen wurde zweifach mit Auszeichnung bewertet und erfuhr große Resonanz in der internationalen Forschungsgemeinschaft. Ihre Rang-Metric-Codes für die moderne Datenübertragung in Netzwerken machen eine Effizienzsteigerung der Übertragung bei gleichzeitiger Erhöhung der Zuverlässigkeit der Daten möglich.

Als Postdoc wollte Antonia Wachter-Zeh unbedingt ins Ausland gehen. Was andere mit Handkuss annehmen – die angebotene Stelle am renommierten Massachusetts-Institut für Technologie in den USA –, sagte sie dankend ab. Ihr schien es verlockender, für weitere Forschungen an das Technion – Israel Institute of Technology nach Haifa zu gehen. Am dortigen Computer Science Department waren mehr weltbekannte Koryphäen ihres Faches angesiedelt als irgendwo sonst auf der Welt. Diese einmalige Chance wollte sich Antonia Wachter-Zeh nicht entgehen lassen, und auch umgekehrt waren die israelischen Wissenschaftler brennend an den hocheffizienten Codierungsalgorithmen des vielversprechenden Nachwuchstalents interessiert.

SPITZENPOSITION 

Antonia Wachter-Zeh machte sich schnell einen Namen in der Wissenschaftslandschaft, arbeitete zielgerichtet stets nur mit den Besten ihres Faches zusammen und wurde wo auch immer – zumal als Frau in eher männerdominierten Disziplinen – stets mit offenen Armen empfangen. Für ihren weiteren beruflichen Werdegang suchte sie nach einer Universität, die dem bereits Erreichten in nichts nachstand. 2016 entdeckte sie die Ausschreibung für eine Rudolf Mößbauer Assistenzprofessur im Rahmen des TUM Faculty Tenure Track Programms. „Es ist eine wahnsinnig gute Stelle an einer wahnsinnig guten Uni mit ebenso guten Professoren“, sagt sie. „Natürlich habe ich mich sofort beworben.“ Und natürlich wurde sie sofort berufen – kurz nachdem sie auch noch eine Emmy Noether-Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten hatte.

ES IST EINE WAHNSINNIG GUTE STELLE AN EINER WAHNSINNIG GUTEN UNI.

Antonia Wachter-Zeh

Beeindruckt waren TUM wie DFG vor allem davon, dass Antonia Wachter-Zehs Arbeiten immer auch eine Brücke zwischen theoretisch-mathematischer Grundlagenforschung und konkreten Anwendungen schlagen. Seit 2016 forscht und unterrichtet sie an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik und ist gleichermaßen von ihrem Arbeitsumfeld beeindruckt. „Ich bin völlig frei in meiner Forschung, erfahre große finanzielle und administrative Unterstützung und betreue sehr fähige Doktoranden“, sagt sie. „Das Forschungsklima an der TUM ist wirklich super.“

Von ihrem langjährigen Forschungsschwerpunkt der fehlerkorrigierenden Codes hat sich ihr Interesse hier an der TUM mehr und mehr auf die Bereiche codebasierter Kryptografie und Sicherheit verlagert. „Das ist wirklich ein sehr spannendes und noch dazu hochaktuelles Gebiet“, sagt sie mit leuchtenden Augen. „Ich möchte die Zukunft der Codierung und Kryptografie gestalten.“ Bei den Women of TUM Talks 2019 am 8. Oktober 2019 berichtet Antonia Wachter-Zeh von ihren ehrgeizigen Zielen: Gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe will sie in naher Zukunft mit neuartigen Verschlüsselungsprinzipien aufwarten, die sichere Datenübertragung und -speicherung trotz Attacken eines Quantencomputers möglich machen werden. Man kann sich sicher sein, dass der brillanten Wissenschaftlerin auch dies gelingt.

Prof. Dr. Antonia Wachter-Zeh (Bild: Astrid Eckert/TUM).

Prof. Dr. Antonia Wachter-Zeh

TUM-Professorin für Codierung für Kommunikation und Datenspeicherung

 

Antonia Wachter-Zeh studierte Communications Engineering an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und schloss dort 2007 ihren Bachelor of Engineering ab. Für den Master ging sie an die Universität Ulm. Von 2009 bis 2013 promovierte sie sich in Ulm zum Dr. Ing. in Communications Engineering und in Rennes zum Docteur mention Mathématiques et Applications. Bis 2016 ging sie daraufhin als Postdoctoral Researcher an das Technion – Israel Institute of Technology. Seither ist sie an der TUM Assistant Professor für Codierung für Kommunikation und Datenspeicherung sowie Fellow des TUM Institute for Advanced Study.

Antonia Wachter-Zehs Publikationsliste weist 26 Originalarbeiten in den führenden Zeitschriften ihres Gebiets aus, hinzukommen ein Buchkapitel und 46 Beiträge in Proceedings. Für ihre wegweisenden Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Minerva Postdoctoral Fellowship, dem Marie-Skłodowska-Curie Individual Fellowship, der Emmy Noether-Förderung, dem Starting Grant des European Research Council. 2018 erhielt sie den Heinz Maier-Leibnitz-Preis, den wichtigsten deutschen Nachwuchspreis. In ihrer raren Freizeit geht Antonia Wachter-Zeh mit ihrem Mann und den beiden kleinen Kindern gerne in die Berge, Wandern und Skifahren.

Bei den Women of TUM Talks 2019 am 8. Oktober 2019 in München gab die zielstrebige Wissenschaftlerin Einblicke in ihre Forschung zu neuen Algorithmen.