DIE CRÈME DE LA CRÈME
Die Auswahlkriterien der ESA sind hart, das Auswahlverfahren ist langwierig. Amelie Schoenenwald konnte mit einer bemerkenswerten akademischen und beruflichen Laufbahn aufwarten. Einen Bachelor-, drei Master- und einen Doktortitel hält sie. Sieben Sprachen spricht sie. Jede Station in ihrem Leben scheint wohlüberlegt gewesen, um zielgerichtet die Chancen bei ihrer Bewerbung zu erhöhen. Doch weit gefehlt.
Amelie Schoenenwald achtet in ihrem Leben sehr darauf, nur die Dinge zu tun, die sie begeistern und die sie unbedingt lernen will. „Witzigerweise verschaffte mir vermutlich die Summe all dieser Dinge tatsächlich einen kleinen Vorteil bei der Bewerbung“, sagt sie. „Ich war selbst überrascht, wie gut plötzlich alles zusammenpasste.“ Aus knapp 22.500 Bewerberinnen und Bewerbern wurde sie ausgewählt. Damit gehört sie zu den ersten neuen Rekruten seit 13 Jahren.
IN EINER NEUEN REALITÄT
Seit ihrer Ernennung zur ESA-Reserve-Astronautin ist für Amelie Schoenenwald eigentlich alles so geblieben, wie es war. Sie arbeitet nach wie vor in ihrem Job als Wissenschaftliche Projektleitung auf dem Gebiet der seltenen immunologischen Erkrankungen. Und doch ist alles anders. Denn fortan muss sie sich kontinuierlich für die Zukunft wappnen. Immer wieder darf sie neben ihrer Arbeit Kurse besuchen, die sie darauf vorbereiten, wissenschaftliche Experimente aller Fachgebiete im Weltraum und der Schwerelosigkeit durchführen zu können. Jährlich muss sie ihre medizinische Tauglichkeit nachweisen. Endlich stehen die Abenteuer an, die sie sich schon als Kind erträumt hat.
Ich möchte anderen Menschen die nötige Inspiration bieten, dass auch sie ihre Träume realisieren.
NICHTS IST UNMÖGLICH
Dass es für sie irgendwann ab in den Weltraum geht, daran zweifelt Amelie Schoenenwald nicht. Reserve-Astronautin zu sein, ist für sie kein Manko, sondern eine Chance. Schließlich war Matthias Maurer zunächst auch Astronaut in der Reserve und wurde nachnominiert. Am liebsten würde Amelie Schoenenwald zuerst zur Internationalen Raumstation ISS und dann zum Mond fliegen, und mit viel Glück sogar bei Vorbereitungen zu Marsmission mitarbeiten.
Dass diese Traumziele in ferner Zukunft liegen, das ist Amelie Schoenenwald bewusst. „Aber unerreichbar sind sie nicht“, sag sie. „Für mich wäre es eine riesige Ehre, Europa und Deutschland international als Frau, Wissenschaftlerin und Astronautin im All repräsentieren zu dürfen.“
Bachelor Molekulare Biotechnologie 2012, Master Biochemie 2015, Master Industrielle Biotechnologie 2015
Amelie Schoenenwald schloss an der TUM einen Bachelor in Molekularer Biotechnologie, einen Master in Biochemie und einen Master in Industrieller Biotechnologie ab. Dabei wurde sie 2014 mit dem TUM Deutschlandstipendium gefördert.
Nach Forschungsaufenthalten in Israel und Singapur absolvierte sie ihre Promotion in Integrativer Strukturbiologie an der Medizinischen Universität Wien. Während ihrer anschließenden Tätigkeit in der freien Wirtschaft sammelte sie Erfahrung in kleinen Start-ups sowie in großen Gesundheitsunternehmen und absolvierte zudem einen internationalen MBA am Collège des Ingénieurs.
Aktuell arbeitet sie als Wissenschaftliche Projektleitung auf dem Gebiet der seltenen immunologischen Erkrankungen. Seit November 2022 ist Amelie Schoenenwald Mitglied der ESA-Astronautenreserve.
Durch ihren vollgepackten Arbeitsalltag und ihre zahlreichen ehrenamtlichen Verpflichtungen, etwa als Vereinsvorständin und Mentorin, ist es für Amelie Schoenenwald schwierig, ein regelmäßiges Hobby auszuüben. Dafür geht sie sehr vielen Dingen unregelmäßig nach: Höhlen- und Dschungelexpeditionen, SCUBA-Tauchen, Fahrradtouren, Musizieren (Gitarre, Cello, Bass), Segeln, Yoga, Vogelbeobachtung, Wandern, Motorrad fahren, Donald Duck Comics, Wein selber machen. Demnächst möchte sie den Mont Blanc besteigen.