TUM Alumna Amelie Schoenenwald.

Beim Auswahlverfahren zur ESA Astronautin konnte TUM Alumna Dr. Amelie Schoenenwald mit ihrer breit gefächerten akademischen Ausbildung und ihren vielfältigen Hobbies und Interessen punkten (Bild: ESA).

Alumni und Weltraum
ESA-Reserve-Astronautin Amelie Schoenenwald
„Traumziele sind erreichbar“
17. Okt 2023  |  
Lesezeit ca. Min.
TUM Alumna Dr. Amelie Schoenenwald könnte die erste deutsche Astronautin im All werden. Im November 2022 wurde sie in die Astronauten-Reserve der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) berufen und steht damit – wie einst Matthias Maurer – auf der Warteliste für einen Flug ins All. Gegen mehr als 22.500 Bewerberinnen und Bewerber hat sie sich dafür durchgesetzt.
Als Kind und Jugendliche war Dr. Amelie Schoenenwald ein großer Fan von Indiana Jones und dem Star-Wars-Universum. Diese Filme weckten in ihr den Wunsch, einmal selbst als Wissenschaftlerin das Unbekannte zu erforschen und unglaubliche Abenteuer zu erleben. Seit Ende 2022 stehen die Chancen dafür ziemlich gut. Denn seither ist sie im Astronautenkorps der Europäischen Weltraumorganisation ESA. „Damit bin ich meinem Traum vom coolsten Job der Welt einen Schritt nähergekommen“ sagt sie. „Wir hatten viele deutsche Männer im All und noch keine Frau. Es wird also Zeit.“

DIE CRÈME DE LA CRÈME

Die Auswahlkriterien der ESA sind hart, das Auswahlverfahren ist langwierig. Amelie Schoenenwald konnte mit einer bemerkenswerten akademischen und beruflichen Laufbahn aufwarten. Einen Bachelor-, drei Master- und einen Doktortitel hält sie. Sieben Sprachen spricht sie. Jede Station in ihrem Leben scheint wohlüberlegt gewesen, um zielgerichtet die Chancen bei ihrer Bewerbung zu erhöhen. Doch weit gefehlt.

Amelie Schoenenwald achtet in ihrem Leben sehr darauf, nur die Dinge zu tun, die sie begeistern und die sie unbedingt lernen will. „Witzigerweise verschaffte mir vermutlich die Summe all dieser Dinge tatsächlich einen kleinen Vorteil bei der Bewerbung“, sagt sie. „Ich war selbst überrascht, wie gut plötzlich alles zusammenpasste.“ Aus knapp 22.500 Bewerberinnen und Bewerbern wurde sie ausgewählt. Damit gehört sie zu den ersten neuen Rekruten seit 13 Jahren.

IN EINER NEUEN REALITÄT

Seit ihrer Ernennung zur ESA-Reserve-Astronautin ist für Amelie Schoenenwald eigentlich alles so geblieben, wie es war. Sie arbeitet nach wie vor in ihrem Job als Wissenschaftliche Projektleitung auf dem Gebiet der seltenen immunologischen Erkrankungen. Und doch ist alles anders. Denn fortan muss sie sich kontinuierlich für die Zukunft wappnen. Immer wieder darf sie neben ihrer Arbeit Kurse besuchen, die sie darauf vorbereiten, wissenschaftliche Experimente aller Fachgebiete im Weltraum und der Schwerelosigkeit durchführen zu können. Jährlich muss sie ihre medizinische Tauglichkeit nachweisen. Endlich stehen die Abenteuer an, die sie sich schon als Kind erträumt hat.

Ich möchte anderen Menschen die nötige Inspiration bieten, dass auch sie ihre Träume realisieren.

Amelie Schoenenwald

Amelie Schoenenwald freut sich darüber, dass sie durch ihren Beratervertrag bei der ESA bei namhaften Veranstaltungen und Paneldiskussion dabei sein kann. Dabei nimmt sie jede Gelegenheit wahr, um ihre Faszination für die Raumfahrt mit den Menschen zu teilen und sie von deren Nutzen zu überzeugen. Gerade die jüngere Generation möchte sie für Wissenschaft im Allgemeinen und für die MINT-Fächer und die Raumfahrt im Speziellen begeistern. „Ich bin überrascht, wie schnell man sich an die neue Realität gewöhnt“, sagt sie. „Sie gefällt mir sehr und ich hoffe, dass ich anderen Menschen die nötige Inspiration biete, dass auch sie ihre Ambitionen verfolgen und versuchen, ihre Träume zu realisieren.“

NICHTS IST UNMÖGLICH

Dass es für sie irgendwann ab in den Weltraum geht, daran zweifelt Amelie Schoenenwald nicht. Reserve-Astronautin zu sein, ist für sie kein Manko, sondern eine Chance. Schließlich war Matthias Maurer zunächst auch Astronaut in der Reserve und wurde nachnominiert. Am liebsten würde Amelie Schoenenwald zuerst zur Internationalen Raumstation ISS und dann zum Mond fliegen, und mit viel Glück sogar bei Vorbereitungen zu Marsmission mitarbeiten.

Dass diese Traumziele in ferner Zukunft liegen, das ist Amelie Schoenenwald bewusst. „Aber unerreichbar sind sie nicht“, sag sie. „Für mich wäre es eine riesige Ehre, Europa und Deutschland international als Frau, Wissenschaftlerin und Astronautin im All repräsentieren zu dürfen.“

TUM Alumna Amelie Schoenenwald

Dr. Amelie Schoenenwald (Bild: ESA)

Dr. Amelie Schoenenwald

Bachelor Molekulare Biotechnologie 2012, Master Biochemie 2015, Master Industrielle Biotechnologie 2015

 

Amelie Schoenenwald schloss an der TUM einen Bachelor in Molekularer Biotechnologie, einen Master in Biochemie und einen Master in Industrieller Biotechnologie ab. Dabei wurde sie 2014 mit dem TUM Deutschlandstipendium gefördert.

Nach Forschungsaufenthalten in Israel und Singapur absolvierte sie ihre Promotion in Integrativer Strukturbiologie an der Medizinischen Universität Wien. Während ihrer anschließenden Tätigkeit in der freien Wirtschaft sammelte sie Erfahrung in kleinen Start-ups sowie in großen Gesundheitsunternehmen und absolvierte zudem einen internationalen MBA am Collège des Ingénieurs. 

Aktuell arbeitet sie als Wissenschaftliche Projektleitung auf dem Gebiet der seltenen immunologischen Erkrankungen. Seit November 2022 ist Amelie Schoenenwald Mitglied der ESA-Astronautenreserve.

Durch ihren vollgepackten Arbeitsalltag und ihre zahlreichen ehrenamtlichen Verpflichtungen, etwa als Vereinsvorständin und Mentorin, ist es für Amelie Schoenenwald schwierig, ein regelmäßiges Hobby auszuüben. Dafür geht sie sehr vielen Dingen unregelmäßig nach: Höhlen- und Dschungelexpeditionen, SCUBA-Tauchen, Fahrradtouren, Musizieren (Gitarre, Cello, Bass), Segeln, Yoga, Vogelbeobachtung, Wandern, Motorrad fahren, Donald Duck Comics, Wein selber machen. Demnächst möchte sie den Mont Blanc besteigen.