TUM Ambassador Jonathan Veinot.

TUM Ambassador Jonathan Veinot ist Professor am Chemie-Department der University of Alberta in Kanada und seit mehr als zehn Jahren ein begeisterter Fan der TUM (Bild: Magdalena Jooß/TUM).

Alumni mit Auszeichnung
TUM Ambassador Jonathan Veinot
 „Ich bin ein Fan der TUM“
13. Dez 2024  |  
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TUM Ambassador Jonathan Veinot ist Professor am Chemie-Department der University of Alberta in Kanada und einer der weltweit führenden Forscher auf dem Gebiet der Silicium-Nanomaterialien. Vor über zehn Jahren begann sein Forschungsaustausch mit der TUM: Heute ist er ein begeisterter Fan und Botschafter der Technischen Universität München in aller Welt.
Man muss sich im Büro von Professor Dr. Jonathan Veinot an der University of Alberta in Kanada nicht lange umsehen, um ein kleines Stück TUM zu entdecken. Es steckt in einem Bilderrahmen an der Wand. Auf dem Foto sind er und der Präsident der TUM zu sehen. Es entstand im Rahmen der Auszeichnung Jonathan Veinots zum TUM Ambassador im Dezember 2015. „Ich werde nie die unglaubliche Ehre vergessen, auf der Bühne der Philharmonie vor über 1.000 Gästen ausgezeichnet zu werden“, erinnert sich Jonathan Veinot heute.

EIN GASTJAHR AN DER TUM

Doch zurück zum Anfang: Jonathan Veinots Beziehung zur TUM begann vor mehr als einem Jahrzehnt mit einem großen Knall – genauer gesagt mit einem Vulkanausbruch. Jonathan Veinot war damals einer von mehr als 120 Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus 16 Ländern, die sich in der Evangelischen Akademie Tutzing trafen, um über die neusten Entwicklungen auf dem Gebiet der kolloidalen Nanopartikel zu sprechen. Am Ende der Tagung brach der Vulkan Eyjafjallajökull auf Island aus und der Flugverkehr musste in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas für mehrere Tage eingestellt werden. Jonathan Veinot saß fest. „Und was macht ein Silicium-Chemiker, wenn er feststeckt?“, fragt Jonathan Veinot und gibt gleich selbst lachend die Antwort: „Er geht los und sucht andere Silicium-Chemiker.”

Jonathan Veinot wusste, dass an der TUM ein renommierter Experte auf diesem Gebiet arbeitete. Und so klopfte er bei TUM-Professor Bernhard Rieger vom WACKER-Lehrstuhl für Makromolekulare Chemie an die Tür. „Ich hatte Glück, dass er mich nicht gleich hinauswarf, so unangekündigt, wie ich erschien”, so Jonathan Veinot. Doch die beiden Professoren verstanden sich auf Anhieb prächtig, blieben miteinander in Kontakt, luden sich gegenseitig zu Konferenzen ein und zwei Jahre später kam Jonathan Veinot als Gastwissenschaftler an die TUM für ein Forschungsjahr bei Professor Rieger.

Wenn wir an die Zukunft unserer Disziplin denken, werden unsere jungen Talente den Unterschied machen.

Prof. Dr. Jonathan Veinot

„Mein Jahr an der TUM war phänomenal für meine Familie und mich“, sagt Jonathan Veinot heute. „Ich habe mich in München und in die TUM verliebt und wir haben unsere Forschungen ein großes Stück vorangebracht.“ Bereits nach ein paar Monaten hoben die beiden Wissenschaftler ihre Kooperation auf die nächste Ebene und begannen, Wissenschaftler beider Lehrstühle – diesseits und jenseits des Ozeans – für Forschungen zusammenzubringen. „Die Teams mit Mitgliedern aus München und Alberta haben wunderbar zusammengearbeitet und sind auch nach meiner Rückkehr nach Kanada miteinander im Austausch geblieben.“

VERTRAUEN UNTER WISSENSCHAFTLERN

Im Laufe seiner Wissenschaftlerkarriere hat Jonathan Veinot schon mit Kolleginnen und Kollegen auf der ganzen Welt zusammengearbeitet. „Es steht aber außer Frage, dass eine meiner lohnendsten Erfahrungen mein Aufenthalt in Deutschland an der TUM war. Ich glaube der Grund dafür ist, dass wir viel Zeit persönlich miteinander verbringen konnten. Das machte es uns leicht, Vertrauen zueinander aufzubauen“, sagt er.

Diese für ihn so bereichernde Erfahrung wollte Jonathan Veinot auch an seine jungen Talente weitergeben und so entstand die Idee für ein Austauschprogramm für Doktoranden. Die Vision: eine internationale Graduiertenschule, in der Doktoranden in Deutschland und Kanada sich besuchen und gemeinsam an hybriden Werkstoffen, Polymeren und Nanomaterialien forschen können. Bernhard Rieger und Jonathan Veinot schrieben Mails, tätigten Telefonanrufe, klopften an Türen und versammelten am Ende neun Forscherende von der TUM und acht Forschende von der University of Alberta aus den Bereichen Physik, Ingenieurwissenschaften und Chemie an einem Tisch, die bereit waren, sich in dem Programm zu engagieren.

TUM Ambassador Jonathan Veinot und TUM Alumna Amelie Mühlbach.
TUM Ambassador Jonathan Veinot besucht die TUM mehrmals im Jahr, unter anderem zu den jeweiligen Disputatios seines Doktoranden. So auch im Juli 2024 als die TUM-Doktorandin Amelie Mühlbach (Bachlor Chemie 2017, Master 2019, Promotion 2024) ihre Dissertation über Nanomaterialien verteidigte. Zur Feier des Tages erhielt sie diesen schönen Doktorhut, eine liebgewonnene TUM-Tradition, der in ihrem Fall die Bedeutung des ATUMs-Austauschprogramms für sie unterstreicht (Bild: Jonathan Veinot).
Die Alberta/Technical University of Munich Graduate School for Functional Hybrid Materials – kurz: ATUMS – startete mit dem ersten Austausch im Jahr 2015. „Wenn wir über die Zukunft unseres Fachs nachdenken, sind es nicht die älteren Forscher, die den Unterschied machen werden, sondern unsere jungen, aufstrebenden Kolleginnen und Kollegen”, sagt Jonathan Veinot. „Sie sollten die besten Möglichkeiten für wissenschaftlichen Austausch haben, die man bekommen kann.“ Die Bilanz des ATUMS-Programms nach neun Jahren: 54 Forschungsaustausche, 370 wissenschaftliche Publikationen, von denen drei mehr als 200-mal in anderen Arbeiten zitiert wurden und mindestens ein internationales Forscherpaar, das mittlerweile verheiratet ist.

DER NEUGIER EINEN ORT GEBEN

Jonathan Veinot ist mit Leib und Seele Chemiker. Bereits früh in seiner Kindheit begeisterte er sich für den Geruch von Benzin und das regenbogenfarbene Schimmern von Öl auf dem Wasser. Heute treibt ihn die Faszination für Nanopartikel an, die so klein sind, dass sie größenabhängige Eigenschaften haben, die viele Aspekte unseres Alltagslebens revolutionieren können. „Neugier und Faszination brauchen aber immer einen Ort, an dem sie sich entfalten können. Und Universitäten spielen hier die zentrale Rolle“, sagt Jonathan Veinot.

Solche Orte des wissenschaftlichen Austausches zu gestalten und zu beleben, ist dem Chemiker ein wichtiges Anliegen. „In diesem Sinne nehme ich auch meine Rolle als TUM Ambassador sehr ernst“, sagt Jonathan Veinot. Die Auszeichnung erhielt er im Dezember 2015 vom damaligen Präsidenten der TUM. In jedem Jahr werden an der TUM internationale Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler, die die TUM während ihres Aufenthalts mit ihrer wissenschaftlichen Expertise und ihren internationalen Erfahrungen bereichert haben, in dieser Weise geehrt. TUM Ambassadors sind Verbindungsglieder zwischen der TUM und der internationalen akademischen Forschungs- und Industriegemeinschaft.

Jonathan Veinot nimmt diesen Auftrag sehr ernst und macht Werbung für die TUM in Kanada, wann immer es sich ergibt. „Die TUM nennt sich selbst die ‚unternehmerische Universität‘. Und beim Unternehmertum geht es darum, Chancen zu ergreifen, wenn sie sich bieten“, resümiert Jonathan Veinot. „Ich habe damals nach dem Vulkanausbruch die Initiative ergriffen und dadurch eröffnete sich diese wunderbare Kooperation. Meinen Studierenden sage ich immer, ergreift die Chancen, geht ins Ausland, geht an die TUM. Für mich war es eine lebens- und berufsverändernde Chance, die vor mehr als zehn Jahren begann.“

TUM Ambassador Jonathan Veinot

TUM Ambassador Jonathan Veinot (Bild: Magdalena Jooß/TUM).

Prof. Dr. Jonathan Veinot

TUM Ambassador 2015

 

Dr. Jonathan Veinot ist Professor am Chemie-Department und stellvertretender Dekan MINT-Forschung am College of Natural and Applied Sicences der University of Alberta in Kanada.  Aufgewachsen ist er im Süden von Ontario, promoviert wurde er an der York University in Toronto. Im Jahr 2012 kam er nach Deutschland an die TUM und forschte am WACKER-Lehrstuhl für Makromolekulare Chemie mit Professor Bernhard Rieger. Im selben Jahr wurde er als Experte für Auswirkungen von Nanomaterialien auf die Umwelt zu einem Fachtreffen der OECD nach Berlin eingeladen. Der Ehrentitel TUM Ambassador wurde ihm 2015 vom damaligen Präsidenten der TUM, Wolfgang A. Herrmann, verliehen.

Bis heute sind seine wissenschaftlichen und freundschaftlichen Verbindungen zur TUM ungebrochen. So ist er weiterhin Leiter der Alberta/Technical University of Munich Graduate School for Functional Hybrid Materials (ATUMS). Für seine beeindruckenden Beiträge auf dem Gebiet der Silicium-Nanomaterialien zeichnete ihn die chemische Industrie Bayerns 2016 mit dem Burghausen Chemiepreis aus. Ein Jahr später folgte der Award for Excellence in Materials Chemistry der Canadian Chemical Society.