TUM Alumnus Dan Gordon

Dan Gordon ist Mitbegründer des Brauereibetriebs Gordon Biersch. (Bild: Privat).

Alumni international
Braumeister Dan Gordon
„Für mich ist das Reinheitsgebot eine Religion“
13. Sep 2024
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Dan Gordon ist einer der führenden Brauerei-Ingenieure der USA. In seiner Brauerei wird Bier nach dem Reinheitsgebot von 1516 gebraut. Das kennt der TUM-Alumnus gut, denn seine Karriere startete der US-Amerikaner in Bayern – genauer am TUM Campus Weihenstephan in Freising.
Mitten im Zentrum von San José, einer Stadt in Kalifornien, liegt ein Stück TUM-Geschichte. Genauer gesagt, braut es dort. In der Gordon Biersch Brewery von Dan Gordon wird mit Hefe aus Weihenstephan gegärt. Mehr als 9.000 Kilometer trennen den Ortsteil Japantown in San José vom Ortsteil Weihenstephan in Freising. Trotzdem haben es die Hefen W 34/70 (untergärig) und W68 (übergärig) über den nördlichen Teil des Atlantischen Ozeans geschafft. Denn Dan Gordon weiß ganz genau, was gut ist: Er hat den Hefestamm aus Bayern während seines Studiums in Weihenstephan kennengelernt, mit ihm gearbeitet und sogar über ihn geschrieben. Der Titel seiner Diplomarbeit lautete: „Der Einfluss des Hefestamms auf die Qualität des Biers.“

Ende der Achtzigerjahre hat Dan Gordon als erster US-Amerikaner seit über 40 Jahren am TUM Campus Weihenstephan in Freising seinen Abschluss in Brauwesen und Getränketechnologie gemacht. Über seine damalige Studienzeit sagt er heute: „Das war ein Höhepunkt meines Lebens. Die Qualität des Studiums an der TUM und die Freunde, die ich dort kennenlernen durfte, waren spitze.” Die Verbindung zu seinen ehemaligen Mitstudierenden und der TUM sind Dan Gordon nach wie vor wichtig. In seiner Brauerei wird einmal jährlich das „Gordon Biersch Oktoberfest“ gefeiert. Dieses Jahr wird es gleichzeitig als Alumni-Treffen fungieren, zu dem Dan Gordon alle TUM Alumni aus der Bay Area herzlich einlädt.

AUF NACH WEIHENSTEPHAN

Dass er unbedingt an der TUM studieren wollte, wurde dem TUM Alumnus bei seinem Austauschjahr in Göttingen klar, welches er im Rahmen seines Studiums an der University of California in Berkeley absolvierte. Von einem Kommilitonen in Göttingen hörte er, dass in Weihenstephan „die berühmteste Universität für Brauwesen“ liegt. Zu dem Zeitpunkt hatte Dan Gordon keine Ahnung, dass dieser Studiengang überhaupt irgendwo auf der Welt existiert, geschweige denn in Deutschland.

In Weihenstephan steht jedoch die älteste noch bestehende Brauerei der Welt. Seit fast tausend Jahren entsteht in den Gebäuden des ehemaligen Benediktinerklosters Bier. Im Jahr 1803 wurde die „Kurfürstliche Centralbaumschule Weihenstephan” gegründet. Die Baumschule entwickelte sich über Jahrhunderte zu einem modernen TUM Campus, an dem Studierende mittlerweile zu Brau- und Lebensmitteltechnologen, Bioprozesstechnikerinnen und Diplom-Braumeistern ausgebildet werden. 

„Die Zeit an der TUM war ein Höhepunkt meines Lebens. Die Qualität des Studiums und die Freunde, die ich dort kennenlernen durfte, waren spitze.”

Dan Gordon

Dan Gordon war in den achtziger Jahren der einzige Student in seinem Studiengang, dessen Muttersprache Englisch war. „Amerikaner und Amerikanerinnen sind relativ faul, wenn es darum geht, Fremdsprachen zu lernen”, sagt er heute. Auch für ihn war es schwierig, Deutsch zu lernen. Das dazu auch noch das ganze Lexikon der Brauereiwelt mit Wörtern wie „Energetische Biomassenutzung”, „Sudhausarbeit” und „Flaschenpufferverschleppung” auf ihn einprasselte, machte es nicht einfacher. Seine Mitstudenten haben ihn trotzdem gut aufgenommen, mit einigen ist er immer noch befreundet.

„Damals haben wir oft Witze über das wässrige Ami-Bier gemacht”, erzählt Dan Gordon lachend. Für ihn stand fest, dass er diesen Ruf nach seinem Studium ändern wollte. Er wollte das „wässrige Ami-Bier“ besser machen, zu etwas ausbauen, das der Perfektion nahekommt, ein Bier brauen, über das man zwar keine Witze mehr macht, aber beim Trinken trotzdem lacht – weil es so gut schmeckt. Also kehrte er nach dem Studium in die USA zurück und eröffnete ein Jahr nach seinem Abschluss das erste Gordon Biersch Brewery Restaurant in Palo Alto, Kalifornien.

Die Vorbereitungen dazu liefen schon während seines Studiums in Weihenstephan. In den letzten sechs Monaten fingen die Planungen an, fast täglich stand er in Kontakt zu seinem Businesspartner Dean Biersch in den USA. Tagsüber studierte Dan Gordon, abends kaufte er Brauereimaschinen. Die neun Stunden Zeitunterschied ließen ihm keine andere Wahl und ziemlich wenig Schlaf – nur vier bis fünf Stunden täglich waren damals für ihn drin, erinnert sich Dan Gordon.

Dan Gordon, Gordon Biersch Brewery,
Gruß aus den frühen Neunziger Jahren: Dan Gordon und Businesspartner Dean Biersch in ihrer ersten Gordon Biersch Gasthausbrauerei in Palo Alto, Kalifornien (Bild: Privat).
Dan Gordon, Gordon Biersch Brewery,
Dan Gordon hinter der Theke seines ersten Gordon Biersch Gasthausbrauerei in Palo Alto, Kalifornien (Bild: Privat).
Aber es lohnte sich. Keine zehn Jahre nach der Eröffnung ihres ersten Restaurants entstand eine eigene Brau- und Abfüllanlage in San José, 114.000 Quadratmeter groß, entworfen und konstruiert von Dan Gordon höchstpersönlich. Mittlerweile ist die Produktionskapazität auf 5,3 Millionen Kästen pro Jahr gestiegen, zu trinken gibt es in den Gasthausbrauereien neben Hazy IPA, und Pilsner auch das typisch bayerische Hefeweizen und Märzen nach Oktoberfest-Art.

DEUTSCHES REINHEITSGEBOT: BIERKUNST AUS DER TUM IN DEN USA

Dan Gordon braut sein Bier nach dem jahrhundertealten deutschen Reinheitsgebot, das ist in den USA eher unüblich. „Für mich ist das Reinheitsgebot eine Religion. Das macht unser Bier zeitlos”, sagt der TUM Alumnus. Bierbrauen ist für ihn eine ernste Angelegenheit, eine, die er gut machen will. „Ein 50-Liter-Heimbrau, das ist Spaß. Aber Tausende Hektoliter? Das ist Wissenschaft und Arbeit”, sagt er nicht ohne Stolz.

Eine Arbeit, die er damals an der TUM gelernt hat, und die er bis heute gerne macht, sowohl was den Verkauf als auch den Betrieb der technischen Anlagen betrifft. Und natürlich auch das Biertrinken an sich. Während seiner Studienzeit hat Dan Gordon ein Praktikum bei Spaten gemacht: „Das war eine gute Erfahrung. Ich habe gelernt, Bier beim Frühstück zu trinken”, sagt er grinsend. Das nächste Ziel für sich und seine Brauerei: 350.000 Hektoliter Ausstoß und die Produktion eines alkoholfreien Biers, das genauso schmeckt wie alkoholhaltiges Bier. Eines, das seine Kunden und Kundinnen ebenfalls zum Lachen bringt, weil es einfach gut ist. Natürlich mit Hefe aus Weihenstephan.

TUM Alumnus Dan Gordon:

Dan Gordon (Bild: Privat).

Dan Gordon

Diplom Brauwesen und Getränketechnologie 1987

 

Die erste Brauerei, für die Dan Gordon arbeitete, war Anheuser-Busch in Fairfield, Kalifornien. Nach seinem Abschluss in Ressourcenökonomie an der University of California in Berkeley zog es Dan Gordon 1982 nach Deutschland, um an der TUM Brauwesen und Getränketechnologie zu studieren. Während dieser Zeit absolvierte er ein Praktikum bei der Spaten-Brauerei in München und arbeitete als technischer Übersetzer für Löwenbräu Consulting. Zurück in Kalifornien eröffnete er zusammen mit dem Gastronomen Dean Biersch die Gasthausbrauerei Gordon Biersch. Fast zehn Jahre später folgte die eigene Brau- und Abfüllanlage. Mittlerweile gibt es Restaurantstandorte in vier weiteren US-Staaten sowie sechs Airport-Locations in Taiwan.

Dan Gordon arbeitet außerdem als Dozent an der Fakultät für Environmental Economics an der University of California in Berkeley. Dort unterrichtet er um die 140 Studierende in seinem Kurs „Production and Business of Beer, Wine and Spirits”.  Neben dem Bier gibt es noch eine andere große Leidenschaft in Dan Gordons Leben: den Jazz. Gordon spielt sowohl Tenor- als auch Bassposaune und tritt in der Bay Area immer wieder mit Big Bands und Combos auf.