Alumni Sportler

Bergführerin Gudrun Weikert

„Meine Hobbies sind mein Beruf“

05. Nov 2018  |  
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Gudrun Weikert war die erste Frau in Deutschland, die an der TUM die anspruchsvolle Prüfung zur Bergführerin bestand. Heute betreut die Sportlerin dort selbst die Berg- und Skiführerausbildung und liebt die Vielseitigkeit in ihrem Job.
Gudrun Weikert ist „Vollblutsportlerin“. Nach Jahren im Geräteturnen folgten der Mehrkampf in der Leichtathletik, Handball in der Bayernauswahl, der Skilanglauf mit nationalen Wettkämpfen und schließlich der Bergsport mit all seinen saisonalen Facetten, Herausforderungen und Faszinationen. Für die im oberbayerischen Geretsried geborene Gudrun Weikert stand fest; sie möchte ihre große Leidenschaft, den Sport, zum Beruf machen. Und genau das ist ihr gelungen.

Noch kurz vor Abschluss ihres Sportstudiums an der TUM wird Gudrun Weikert dort in der Diplomsportlehrerausbildung eine Stelle in eben denjenigen Praxisbereichen angeboten, für die ihr Herz so hoch schlägt: dem Felsklettern, Bergsteigen, Skilanglauf und Snowboardfahren. „Es war so klasse! Das haben sich ja die meisten mit Diplom gewünscht! Ich selbst hatte mich aufgrund der starken Mitbewerber gar nicht erst beworben und schon einen Urlaub gebucht. Den habe ich sofort wieder storniert und meine Stelle angetreten“, so erinnert sich Gudrun Weikert heute.

KEIN TAG WIE DER ANDERE

An der TUM kann Gudrun Weikert seither genau das machen, was sie schon immer machen wollte; mit Sportlern arbeiten, diesen ihr breites Wissen aus der eigenen Erfahrung weitergeben und durch die enge Zusammenarbeit mit dem Bergführerverband und dem Alpenverein auch diejenigen theoretischen Entscheidungen mitfällen, die ihr selbst als Sportlerin in der Praxis zugute kommen. Seit zehn Jahren nimmt sie als stellvertretende Prüfungsvorsitzende die Prüfung für international zugelassene Berg- und Skiführer ab, harte und sehr ernste Prüfungen, die in ganz Deutschland nur an der TUM abgelegt werden können – und die Gudrun Weikert selbst als erste Frau in Deutschland bestand.

TUM Alumna Gudrun Weikert im Schnee bei einer Tour in den Bergen.

Schnee und Eis, Sonne und Wind: In ihrem Beruf trotzt Gudrun Weikert täglich den Naturgewalten (Bild: privat).

An einem Tag stehe ich bis zur Hüfte im Neuschnee, am anderen Tag plane ich am Schreibtisch die nächste Sommerexkursion.

Gudrun Weikert

Es ist gerade die Vielfältigkeit ihrer Aufgabengebiete an der TUM, die Gudrun Weikert so schätzt. Kein Tag sei wie der andere, schwärmt sie. „Es ist richtig cool an der TUM zu arbeiten“, fährt Weikert fort, gerade auch deswegen, da in der dortigen Sportlehrerausbildung das „Handwerk“ Sport neben der Wissenschaft nicht zu kurz komme und sie selbst die Erfahrungen der eigenen Sportpraxis in die Lehre einfließen lassen kann; „es ist großartig, dass man mittlerweile als Praktiker wirklich Impulse geben kann, dass man gehört wird und mit den Theoretikern gemeinsam Module durchführen kann.“

FRAUEN IN DEUTSCHLAND SIND PRIVILEGIERT

Bei aller Liebe für ihren „coolen Job“ an der TUM, der ihr soviel Abwechslung bietet, möchte Gudrun Weikert in den nächsten Jahren ihre dortigen Aufgaben zumindest etwas reduzieren, um mehr Zeit für private Unternehmungen zu haben und auch mal wieder ohne Gäste auf dem Gipfel zu stehen. Sie selbst habe in ihrem Leben ohnehin immer genau das gemacht, was sie wollte, auch wenn diese Dinge oft als Männerdomäne galten: Motorradführerschein, Bergführerausbildung, Durchquerungen in der Antarktis, Skihochtouren in der Arktis und Besteigung von Eiger-Nordwand und Matterhorn. Und genau das möchte Gudrun Weikert nicht nur den Sportlerinnen, sondern allen jungen Frauen mit auf den Weg geben: „Macht was ihr wollt und nicht, was die anderen von Euch erwarten. Ihr könnt alles machen – just do it!“

Schlafen am Abgrund: Gudrun Weikert bei der Besteigung der Eiger-Nordwand.

Schlafen am Abgrund: Gudrun Weikert bei der Besteigung der Eiger-Nordwand (Bild: Privat).

Beim Felsklettern wie hier auf Sardinien schlägt das Herz von TUM Alumna Gudrun Weikert hoch.

Beim Felsklettern wie hier auf Sardinien schlägt das Herz von TUM Alumna Gudrun Weikert hoch (Bild: Privat).

Gudrun Weikert

Diplom Sportlehrerin 1987, Berg- und Skiführerin 1988

Gudrun Weikert studierte an der TUM Sport zunächst auf Lehramt (1981 bis 1983) und dann mit Schwerpunkt Leistungssport und Skilanglauf im Diplomstudiengang. 1987 schloss sie ihre Fachsportlehrerausbildung zur staatlich geprüften Skilanglauflehrerin ab, 1988 folgte die Fachsportlehrerausbildung zur staatlich geprüften Berg- und Skiführerin.

Seit 1987 ist sie an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der TUM als Dozentin für Bergsport, Skilanglauf und Ballsportarten (Handball) tätig, seit 2008 ist sie stellvertretende Prüfungsvorsitzende der Fachsportlehrerausbildung zur Prüfung staatlich geprüfter Berg- und Skiführer. Zudem ist sie Vorsitzende der Ausbildungskommission Berg- und Skiführer, Competent Authority für Professional Mobility (European Professional Card für Bergführer) der EU, Member of Subcommission „Mobility“ im Internationalen Verband der Bergführerverbände (IVBV) und Delegierte des Verbandes deutscher Berg- und Skiführer (VDBS). Sie hat die eigene Firma Alpine Athletics aufgebaut, die Spitzensportlern Spezialtrainings mit alpinen Inhalten bietet.

In ihrem vollgepackten Terminkalender bringt Gudrun Weikert auch noch die präventive Arbeit mit straffälligen Jugendlichen unter; Sport hilft hier bei der Traumabewältigung. Gudrun Weikert hat eine erwachsene Tochter.