Auf seiner Heimreise von den USA zurück auf die Philippinen hatte Victor Sandoval nur einen kurzen Aufenthalt in Deutschland geplant. Doch aus dem Zwischenstopp wurden acht Jahre. Am Goethe-Institut lernte er Deutsch, arbeitete als Entwicklungsingenieur zunächst in Stuttgart, dann in München bei Siemens. Dort entwickelte er mit einem kleinen Team eine Maschine zur Schrifterkennung für die Deutsche Post. Durch die hierdurch mögliche maschinelle Einlesung von Postleitzahlen konnten Briefe und Pakete automatisch sortiert werden.
Interdisziplinärer Austausch
TUM-Professor Dr. Ludwig Merz erfuhr von dem talentierten Forscher der maschinellen Zeichenerkennung und lud Victor Sandoval für weiterführende Forschungen an die TUM ein. Obwohl er auch Angebote von Instituten in Stuttgart und Bonn erhalten hatte, wollte er für seine Promotion in München bleiben. „Ohne das Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung hätte ich aus finanzieller Sicht nicht an der TUM forschen können“, sagt Victor Sandoval.
Die TUM hat den Ideenaustausch zwischen verschiedenen Instituten stark gefördert.
Pragmatischer Unternehmer
Unmittelbar nach seiner Promotion kehrte Victor Sandoval 1968 in seine Heimat auf den Philippinen zurück – und gründete ein Unternehmen nach dem anderen. Gezielt füllte er mit einer Firma eine Marktlücke, deckte profitabel den aktuellen Bedarf und verkaufte das Unternehmen strategisch weiter, um kurz darauf ein neues zu gründen.
Als ausgewiesener Spezialist für Computertechnik und elektronische Sicherheit digitalisierte Victor Sandoval die Geschäftsabläufe der größten philippinischen Banken, führte Aufträge für das Verteidigungsministerium von Singapur und regierungseigene Energiekonzerne durch, und begleitete den damaligen Präsidenten Cory Aquino im Team der Wirtschaftsdelegation auf Staatsbesuchen. „Ein Doktortitel von der TUM verleiht dem Träger eine starke Anerkennung und großes Ansehen im wirtschaftlichem Raum“, merkt Victor Sandoval zu seinen hochkarätigen Kunden an. „Der Titel unterstreicht das hohe technische Können des Trägers und hat mir geholfen, solche Aufträge zu gewinnen – trotz großer Konkurrenz.“
Wohltätiger Ruhestand
1998 verkaufte Victor Sandoval seine letzte Firma und konnte mit dieser Transaktion in den Ruhestand gehen. Auf seinem Wohlstand ruht sich der energiegeladene Unternehmer jedoch nicht aus. Vielmehr lässt er ihn der Forschung und dem wissenschaftlichen Nachwuchs seines Landes zugute kommen. Im Vorstand engagiert er sich für eine Stiftung der University of the Philippines und finanziert den dortigen Lehrstuhl am College of Engineering gleich noch mit. Jungen Menschen aus finanziell benachteiligten Familien ermöglicht er das Studium an der Universität, indem er ihnen kurzerhand private Stipendien gewährt. „Ich möchte etwas zurückgeben“, sagt Victor Sandoval bescheiden. „Mit meiner Geschichte hoffe ich, Alumni dieser Generation zu motivieren, in die aufregende Entrepreneur-Welt einzutreten.“
Promotion Elektrotechnik und Informationstechnik 1968
1955 absolvierte Victor Sandoval seinen Bachelor in Electrical Engineering an der University of the Philippines, 1960 folgte der Master an der Syracuse University in den USA. Von 1963 bis 1968 forschte er im Rahmen seiner Promotion an der TUM zu mathematischen Modellen neuronaler Netzwerke zum Zeichenerkennungsvermögen des menschlichen Gehirns. Sein späteres wissenschaftliches Steckenpferd war die Künstliche Intelligenz.
In Deutschland und den USA arbeitete Victor Sandoval als Entwicklungsingenieur für international tätige Großkonzerne. Auf den Philippinen gründete er zwischen 1968 und 1990 fünf Firmen, deren Erfolg es ihm heute möglich macht, die Forschung und den wissenschaftlichen Nachwuchs seines Landes zu fördern.
Für das TUM Netzwerk ist Victor Sandoval internationaler Ansprechpartner für die Philippinen. 2011 engagierte er sich im Rahmen des DAAD-Seminars zum Alumni-Engagement an der TUM.
Mit seiner deutschen Frau feiert er 2019 die goldene Hochzeit, gemeinsam mit ihren vier Töchtern, dem Sohn und den acht Enkeln.