Dennoch, wenn man sich mit Sylvia Dankesreiter unterhält, wird schnell deutlich, ein ganz anderer Wettbewerb hat sie mindestens genauso maßgeblich geprägt: Der Bundeswettbewerb Mathematik, bei dem sie – anders als bei den „Jugend musiziert“ Wettbewerben – nur einmal teilnahm, aber direkt den dritten Preis gewann. Sie erinnert sich: „Ich habe einfach so gewonnen, ohne etwas ganz Ausgefallenes geleistet zu haben.“
Das sachlich objektive Bewertungsverfahren imponierte der Schülerin damals, und wenn sie heute daran denkt, ist sie sich sicher: „Dieses Erlebnis hat dazu beigetragen, eine technische Studienrichtung zu wählen: ein Studium, bei dem in Prüfungen die erreichten Punkte einfach zusammengezählt werden.“ Der Weg an die TUM war damit geebnet. Eine andere Universität kam auch gar nicht in Frage für die gebürtige Münchnerin. Bereits ihr Vater hatte sein Diplom an der TUM erhalten, und auch ihr Bruder sein Mathematikstudium an der TUM begonnen. Das Interesse an Zahlen und Funktionen liegt offensichtlich in der Familie.
Musik und Technik
Die Musik wollte Sylvia Dankesreiter aber auf keinen Fall aufgeben. So bewarb sie sich drei Jahre später zusätzlich an der Hochschule für Musik und Theater in München und wurde angenommen. Dort musste sie es sich allerdings erst einmal genehmigen lassen, dass sie parallel an der TUM weiter studierte und sich somit nicht ausschließlich auf die Musik konzentrierte.
An der TUM war man immer schon offen für alles, auch für Musik. Das war für mich ein großer Glücksfall und hat mich früh begeistert
Lampenfieber und die große Bühne
Unzählige Preise und Auszeichnungen – national wie international – hat Sylvia Dankesreiter in den letzten Jahren erhalten. Vor allem ihre Chopin-Interpretationen führten zu großer Anerkennung und einer speziellen Ehrung durch den polnischen Kulturminister. Im Pianistenclub München ist sie stolzes Mitglied und mittlerweile auch Vorstandsmitglied. Sie gesteht: „Es war gar nicht so einfach, dort aufgenommen zu werden.“
Aufregung vor Auftritten? Das kennt Sylvia Dankesreiter immer noch trotz ihrer langen Bühnenerfahrung und einem Job, in dem sie oft vor versammelter Mannschaft präsentiert. Wieso ist das so? „Ein Konzert ist für mich schwieriger als ein Vortrag oder eine Präsentation, weil von uns Pianisten immer erwartet wird, dass wir auswendig spielen.“
Verbunden mit der TUM
Ob auswendig oder nicht. Ein Glücksfall ist Sylvia Dankesreiter für die TUM-Familie in jedem Fall. Es ist nicht nur die Elektrotechnik, sondern auch die Musik, die sie regelmäßig an die TUM zurück bringt. So tritt sie immer wieder als Solistin bei den TUM-Adventskonzerten auf. „Diese Konzerte sind herrlich. Tolle Kolleginnen und Kollegen und der feierliche Rahmen sorgen für eine wunderbare Stimmung.“
Selbstverständlich lässt sie es sich deshalb auch im Jubiläumsjahr nicht nehmen, ihre Zuhörerinnen und Zuhörer in der Adventszeit musikalisch zu verzaubern. Sie schwärmt schon jetzt: „Als Solistin habe ich die Gelegenheit, mit dem großen TUM-Chor und -Orchester in der Philharmonie zu spielen.“ Denn ein Auftritt mit so vielen Beteiligten ist auch für die erfahrene Pianistin ein Genussmoment. „Auf Beethovens ‚Fantasie für Klavier, Chor und Orchester‘ freue ich mich diesmal ganz besonders. Das wird sicher ein beeindruckendes Klangerlebnis!“
Diplom Elektrotechnik und Informationstechnik 2002
Sylvia Dankesreiter ist Diplomingenieurin bei der Torqeedo GmbH und selbstständige Konzertpianistin. Von 1996 bis 2002 studierte sie Elektrotechnik und Informationstechnik an der TUM und von 1999 bis 2003 Hauptfach Klavier an der Hochschule für Musik und Theater in München.
Ihre Musikkarriere begann sie im Alter von vier Jahren, als sie sich das Blockflötespielen und Notenlesen selbst beibrachte. Während ihrer Schulzeit nahm sie Klavier- und Geigenunterricht und gewann sieben Mal den Wettbewerb „Jugend musiziert“.
Nach dem Abschluss ihrer beiden Diplom-Studiengänge arbeitete sie als Projektleiterin bei Wacker Construction Equipment und schloss ein Aufbaustudium an der Hochschule für Musik und Theater (Konzertfach Klavier und Meisterklasse Klavierduo) bis 2009 an.
Seit 2007 ist sie Mitglied im Pianistenclub München e.V. und seit 2009 Vorstandsmitglied. Sylvia Dankesreiter ist vielfach national wie international ausgezeichnete Pianistin und wurde 2011 vom polnischen Ministerium für Kultur und Nationales Erbe für ihre authentische Chopin-Interpretation geehrt.
Zu ihren Auftrittsorten gehörten bereits unter anderem der Herkulessaal, das Prinzregententheater und das Cuvilliéstheater in München, das Rudolfinum Prag, das Mozarteum Salzburg sowie die San Giovanni Battista Rom. Sylvia Dankesreiter hat drei Solo-CDs veröffentlicht und bei mehreren Aufnahmen des Bayerischen Rundfunks und ZDFs mitgewirkt.
Als Solistin hat sie in den letzten Jahren immer wieder Konzerte der TUM unterstützt. Auch bei der Adventsmatinee und dem VivatTUM Konzert 2018 trat Sylvia Dankesreiter als Solistin auf.