TUM Alumnus Anton Klotzner.

TUM-Alumnus Anton Klotzner ist ein erfolgreicher Brückenbauer im doppelten Sinn: Als erfahrener Diplom-Ingenieur wie als gefragter Heldentenor (Bild: privat).

Alumni kreativ
Brückenbauer Anton Klotzner
„Seine Talente zu nutzen, ist eine Verpflichtung“
03. Apr 2018  |  
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Viele Begabungen wurden Anton Klotzner in die Wiege gelegt: Er war mehrfacher italienischer Badminton-Meister und erwarb sich als TUM Alumnus einen exzellenten Ruf als Brückenbauer. Heute brilliert er als gefragter Konzertsänger und Heldentenor.
Anton Klotzner ist im Gegensatz zu Robert Musils berühmten Romanhelden Ulrich ein Mann mit vielen Eigenschaften. Der literaturbegeisterte Südtiroler bewegt sich seit seiner Kindheit ebenso beständig wie erfolgreich zwischen verschiedenen Welten: Technik spielte darin früh eine große Rolle, ebenso wie die Macht des Gesangs oder der Klang eines Instruments.

Ein großes Faible für Statik und Konstruktion hatte der gebürtige Obermaiser gleich von zu Hause mitbekommen: „Mein Vater war Bauingenieur und hatte auch an der TUM studiert. Wir waren acht Kinder. Dadurch bin ich sehr bodenständig aufgewachsen und habe von ihm jede Menge technisches Verständnis gelernt“, erinnert sich Anton Klotzner. Mathematik war früh ein Lieblingsfach in der Schule. Und auch sonst begeisterte sich der kleine Junge „für alle physikalischen Dinge“. Schon als Jugendlicher spielte er außerdem mit dem Gedanken, einmal selbst in die beruflichen Fußstapfen seines Vaters zu treten.

Ein ausgeprägtes Techniker-Gen in der Familie

Ein anschließendes Bauingenieursstudium in Deutschland, dazu an der renommierten TUM, war da nur folgerichtig, erklärt der Südtiroler. 1986 kam er dafür nach München – und ist dort bis heute hängengeblieben. Nach seiner Diplomarbeit beim Prof. Dr. Gerhard Müller, in der er sich 1992 mit den dynamischen Klangformen der Geige auseinandergesetzt hatte, und dem Studienabschluss erwarb sich Anton Klotzner bald einen ausgezeichneten Ruf als Brückenbauer. Als Tragwerksplaner in der international renommierten SSF-Ingenieure AG in München berechnete er Großprojekte wie die erste Monobogen-Straßenbrücke in Deutschland bei Wittenberg, die eigens für den Eurovision Songcontest erbaute Crystal Hall in Baku oder die Rollbrücken am Flughafen München.

Anton Klotzner begeistert nicht nur mit seinem technischen Know-how, sondern auch mit seiner markanten Gesangsstimme (Bild: privat).

Ein Künstler in zwei Welten

Schon sehr früh hatte er sich außerdem – „eigentlich als einziger in unserer Familie“ – für die Welt der Kunst begeistert, insbesondere für den Zauber der Musik. „Ich hatte zu Hause in der Bürgerkapelle Obermais gespielt“, erzählt er. Schnell bekam er mit der Unterstützung seiner Eltern eine erste musikalische Ausbildung – im Fach Waldhorn.

Da war’s um mich geschehen: Ich wollte unbedingt Sänger werden!

Anton Klotzner

Also ausgerechnet in demselben Instrument, das einst schon Fritz Wunderlich, den berühmtesten aller deutschen Tenöre, ursprünglich zur Musik gebracht hatte. „Ein weiteres Schlüsselerlebnis war für mich die berühmte La Traviata-Inszenierung von Franco Zeffirelli, die ich als Jugendlicher alleine zu Hause im Fernsehen gesehen hatte. Da war’s um mich geschehen: Ich wollte unbedingt Sänger werden!“ Und so nahm auch bald die nächste Karriere von Anton Klotzner konkrete Formen an. „Angespornt durch meine opernverrückte Tante, bei der ich damals in München wohnte“, sang er zuerst in der Hochschule für Musik und Theater vor, wo die damalige Gesangsprofessorin voll des Lobes war: „Sie müssen unbedingt Gesang studieren“, lautete ihr sofortiger Ratschlag. Und dann ging es Schlag auf Schlag für den ehemaligen Bariton: Nach privaten Gesangsstunden und diversen Meisterklassen (unter anderem bei William Reimer und Kurt Widmer), tritt der heutige Heldentenor seit 1998 regelmäßig auf.

Persönliche Freiheit ist ihm am wichtigsten

Von Händel über Donizetti und Verdi bis hin zu großen Operettenrollen reicht inzwischen sein breites Rollenrepertoire als „Sängerdarsteller“, wie er sich selbst bezeichnet. Seinen bisherigen Höhepunkt bildete ein Solokonzert mit dem New Philharmonic Orchestra Hong Kong, wo er große Puccini-Arien und den berühmten Tenorsolopart aus Beethovens 9. Sinfonie vor 3.500 begeisterten Zuhörern sang.

Seither tritt Anton Klotzner mindestens sechs Monate im Jahr ausschließlich als Konzert- und Opernsänger auf: „Das ist mein absoluter Traumjob! Da bin ich frei, nicht angestellt, das mag ich am liebsten.“ Zudem arbeitet er regelmäßig als freier Mitarbeiter bei großen Bauprojekten, weil für ihn „die Arbeit eines Bauingenieurs genauso kreativ ist wie die eines Künstlers“. Und auch das familieninterne Techniker-Gen hat Anton Klotzner in der Zwischenzeit bereits weitervererbt: Sein Sohn Oliver hat bereits einen Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen erworben und im Herbst möchte er ein Masterstudium an der TUM beginnen. Der Kreis schließt sich.

TUM Alumnus Anton Klotzner.

Anton Klotzner (Bild: privat).

Anton Klotzner

Diplom Bauingenieurwesen 1992

 

Das Ingenieursgen hatte Anton Klotzner bereits von seinem Vater geerbt: Zusammen mit sieben Geschwistern wuchs der gebürtige Südtiroler als Sohn eines Bauingenieurs bei Meran auf. Schon in seiner Schulzeit zeigte er großes Interesse für Mathematik und Physik und studierte im Anschluss von 1986 bis 1992 Bauingenieurswesen an der TUM.

Nach seinem Diplom arbeitete Anton Klotzner als Spezialist für Brückenbauten viele Jahre für das Münchner Ingenieurbüro SSF-Ingenieure AG, bis er sich 2005 entschied, seinen beruflichen Fokus vorwiegend auf die eigene Gesangskarriere zu konzentrieren.

Seitdem ist der in München ansässige Heldentenor ein viel beschäftigter Sänger bei verschiedenen Konzertreihen und Operettenfestspielen im gesamten Alpenraum. Schon in seiner Diplomarbeit schrieb er: „Es gibt zwei Arten der Wahrheit: Die Wahrheit, die den Weg erhellt, und die Wahrheit, die das Herz erwärmt. Die eine ist die Wissenschaft und die andere ist die Kunst. Nur miteinander finden beide ihren Sinn.“