Auf dem Meeresgrund lassen sich zum Beispiel Weltraumspaziergänge simulieren und Werkzeug-Prototypen testen; darüber hinaus müssen die Crew-Mitglieder aber auch üben, im Wasser zu überleben, sollten Sie bei der Rückkehr auf die Erde im Ozean landen. Das ist knallharte Arbeit, mit Trainingseinsätzen rund um den Globus verbunden und gehört ebenso zum Alltag einer Astronautin wie die tatsächliche Mission auf der Raumstation.
VOM TRAUM ZUR REALITÄT
Seit ihrer Kindheit wollte Samantha Cristoforetti Astronautin werden. Ihr Zimmer war mit Postern von Planeten und Milchstraßen tapeziert. Begeistert las sie Science-Fiction-Romane und Sachbücher rund um das Thema Weltraum. Mit ihrem ersten Flug zur ISS verwirklichte sie sich 2014 einen Traum und stellte zugleich den Rekord für den zu dieser Zeit längsten ununterbrochenen Weltraumflug europäischer Astronauten auf.
Für ihren Traum hat Samantha Cristoforetti viele Jahre hart gearbeitet. Ihre Ausbildung begann sie mit einem Maschinenbaustudium an der TUM und ging nach ihrem Diplom zur italienischen Luftwaffe. Dort wurde sie als eine der ersten Frauen zur Kampfpilotin ausgebildet. Obwohl sie noch in der anspruchsvollen Ausbildung der Luftwaffenakademie steckte, zögerte Samantha Cristoforetti keinen Augenblick, als die Europäische Raumfahrtbehörde ESA ein Auswahlverfahren für Nachwuchsastronauten bekannt gab. Über ein Jahr dauerte der harte Bewerbungsprozess, der ihr viel Geduld, Durchhaltevermögen und Durchsetzungskraft abverlangte.
Die Vorfreude auf meinen zweiten Aufenthalt ist riesig. Das erste Mal war emotional überwältigend. Jetzt kann ich alles ruhiger beobachten und damit hoffentlich auch besser in Erinnerung behalten.
Schließlich konnte sich Samantha Cristoforetti gegen mehr als 8.400 Bewerber durchsetzen und wurde 2009 mit fünf anderen Europäern für das Europäische Astronautenkorps ausgewählt. Kaum hatte sie ihre Grundausbildung am Europäischen Astronautenzentrum in Köln absolviert, wurde sie für die Mission Futura als Bordingenieurin für die 42. Langzeitbesatzung der ISS vorgeschlagen.
Damals dauerte die Vorbereitung fünf Jahre. Sie lernte die Sojus-Raumfahrzeuge fliegen, arbeitete sich in die Raumstationssysteme, die Robotersteuerung und die Außenbordeinsätze ein. Nach einer zweiwöchigen Quarantäne startete sie schließlich vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan aus ihren Flug zum internationalen Weltraumlabor – als erste Italienerin im All.
NUN GEHT ES WIEDER INS ALL
Acht Jahre später steht nun die zweite Mission an: Im Frühjahr 2022 wird Samantha Cristoforetti erneut zur Internationalen Raumstation reisen. Sie wird als Mitglied der sogenannten Crew-4 an Bord eines SpaceX-Crew-Dragon-Raumschiffs von Florida, USA, aus in Richtung ISS starten. „Die Vorfreude auf meinen zweiten Aufenthalt ist riesig. Das erste Mal war emotional überwältigend. Jetzt kann ich alles ruhiger beobachten und damit hoffentlich auch besser in Erinnerung behalten“, sagt Samantha Cristoforetti.
Und noch etwas Entscheidendes hat sich geändert: Mittlerweile ist Samantha Cristoforetti zweifache Mutter. Während ihr einjähriger Sohn noch nicht viel von dem aufregenden Job seiner Mama mitbekommt, ist ihre Tochter stolz: „Sie findet es cool, dass ihre Mama bald wieder ins Weltall fliegt.“
Trotz der Risiken, die immer mit einem solchen Flug einhergehen, hat Samantha Cristoforetti keine Angst. „Das Milieu ist mir vertraut. Ich bin dazu ausgebildet und weiß, was ich zu tun habe. Ich fühle mich einfach wohl in Flugzeugen, Raumschiffen und im Weltraum.“ Ihrer neuen Mission blickt sie voller Spannung entgegen: „Die ISS ist ein hochspezialisiertes Labor. Wir führen hier Forschung durch, die auf der Erde aufgrund der Schwerkraft nicht möglich wäre. Damit helfen wir direkt dabei mit, wichtige Innovationen auf den Weg zu bringen. Das ist für mich unheimlich motivierend.“
Diplom Luft- und Raumfahrttechnik 2001
Von 1996 bis 2001 studierte Samantha Cristoforetti Maschinenbau mit Schwerpunkt Antriebe und Leichtbaustrukturen in der Luft- und Raumfahrt-Antrieb an der TUM. Im Rahmen des ERASMUS-Förderprogramms der Europäischen Union studierte sie auch an der Ecole Nationale Supérieure de l’Aéronautique et de l’Espace in Toulouse und an der Mendeleev Universität für Chemische Technik in Moskau. Ihr Zweitstudium der Luftfahrtwissenschaften schloss sie 2005 an der Universität Neapel Federico II ab. In den Jahren von 2001 bis 2005 wurde sie an der Luftwaffenakademie Pozzuoli zur Pilotin der italienischen Luftwaffe ausgebildet, in deren Dienst sie bis 2009 stand. 2006 machte sie eine Ausbildung zur Kampfpilotin an der Sheppard Air Force Base. 2009 wurde sie für das Astronautenkorps der European Space Agency (ESA) rekrutiert, 2014 folgte ihre erste Weltraummission als Bordingenieurin der ISS-Expeditionen 42 und 43.
Samantha Cristoforetti ist Trägerin des Verdienstordens der Italienischen Republik. Sie spricht fünf Sprachen fließend, lernt neben ihrer Muttersprache Italienisch und Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch nun auch Chinesisch als sechste Sprache. In ihrer knappen Freizeit begeistert sie sich für Tauchen, Yoga und Höhlenforschung. Samantha Cristoforetti ist leidenschaftliche Leserin von Science-Fiction Roman, schreibt für ihre Fans ein Internet-Logbuch und hält als @astrosamantha Tausende von Followern auf twitter auf dem Laufenden. Wenn sie mal nicht beruflich verreist, lebt Samantha mit ihrem Partner Lionel und ihren beiden Kindern in der Nähe des ESA-Astronautenzentrums in Köln, Deutschland.