TUM Alumnus Klaus Richter in der Airbus Endmontagelinie in Hamburg.

TUM Alumnus Dr. Klaus Richter gilt im Kfz-, Elektronik- und Luftfahrtgeschäft als ausgewiesener Materialexperte und Beschaffungsstratege. Bei Europas größtem Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus verantwortete er die globale Beschaffung im Wert von über 50 Milliarden Euro (Bild: Privat).

Alumni in Führung
Top-Manager Klaus Richter
„Ich hatte Wegbereiter, die Empowerment ernst nahmen“
13. Dez 2021
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TUM Alumnus Klaus Richter ist ein ausgewiesener Experte im Bereich globaler Beschaffungsstrategien und eine international anerkannte Führungspersönlichkeit. Seine Karriere verdankt er seiner soliden Ingenieursausbildung und seiner Neugier auf Neues.
Auf jeder Sprosse seiner Karriereleiter beschritt Dr. Klaus Richter Neuland. Stets ließ er sich voller Neugier und Selbstvertrauen auf das Unbekannte ein. So konnte er sich eine breite Expertise aneignen, die ihm schließlich die Türen zu den höchsten Führungsposten öffnete. Rückenwind bekam er hierbei stets von Menschen, die ihn förderten und forderten und ihm auch im Angesicht von noch so großen Herausforderungen ihr Vertrauen schenkten.

GEFÖRDERT UND GEFORDERT

An der TUM war es Professor Dr. Dr. Friedrich Pfeiffer, der für Klaus Richter während seiner Promotion im Maschinenwesen die Rolle des Vorbilds und des Förderers einnahm. Von dessen hohen Ambitionen und Freude an fachlichen Problemen, die nur auf eine unkonventionelle Lösung warteten, fühlte sich Klaus Richter inspiriert. Von ihm wurde er dazu ermutigt, sich in der Dissertation an Neuland heranzuwagen. So erforschte Klaus Richter elastische Robotergreifarme in mathematischen Modellen, noch Jahre bevor jene bei klassischen Industrierobotern zum Standard zählen sollten.

Schließlich empfahl Professor Friedrich Pfeiffer seinen Zögling für ein Humboldt-Stipendium, das Klaus Richter einen zweijährigen Forschungs-und Lehraufenthalt an der University of California in Berkeley, USA ermöglichte. „Professor Pfeiffer war einer meiner Wegbereiter, die Empowerment wirklich ernst nahmen“, betont Klaus Richter, der noch heute kein Alumni-Treffen mit seinem Doktorvater verpasst. „Professor Pfeiffer ist heute so anspruchsvoll wie damals.“

SOLIDE BASIS

Die klassische Ingenieursausbildung, die Klaus Richter an der TUM genossen hatte – mit breit gefächertem und gleichwohl fundiertem Wissen von Mehrkörperdynamik über Materialwissenschaft bis hin zu Werkstoffkunde und -mechanik –, trug einen entscheidenden Anteil dazu bei, dass er in all seinen beruflichen Stationen rasch Fuß fassen konnte.

Das Ingenieurswissen ist wie eine Fremdsprache oder ein Musikinstrument, die man einmal lernt und immer beherrscht.

Dr. Klaus Richter

Als er 1993 aus Berkeley in seine Heimatstadt München zurückkehrte und bei der Unternehmensberatung McKinsey & Company einen Job bekam, war dies für Klaus Richter ein Sprung ins kalte Wasser. Für ihn als Techniker war die Beratertätigkeit absolutes Neuland – doch nicht die Branchen, Kfz-, Elektronik- und Luftfahrtgeschäft, in denen er agierte. „Die spezielle Perspektive, mit der ich an der TUM gelernt hatte, die Welt und die Technik wahrzunehmen und zu durchdringen, kam mir bei dieser ungewohnten neuen Aufgabe zugute“, sagt Klaus Richter. „Das Ingenieurswissen ist wie eine Fremdsprache oder ein Musikinstrument, die man einmal lernt und immer beherrscht.“

Als Klaus Richter nach zehn erfolgreichen Jahren der Beratertätigkeit zum Automobilhersteller BMW wechselte, sprang er damit erneut ins kalte Wasser. Noch nie hatte er bis dato mit Einkauf zu tun. Doch er hatte sich bereits eine so gute Reputation erarbeitet, dass er als Leiter der Beschaffungsstrategie postwendend mit einem jährlichen Einkaufsvolumen von über 23 Milliarden Euro betraut wurde. „Das war für einen Berater mit kleiner Verantwortung schon der Knaller“, sagt er. Fünf Jahre später war Klaus Richter samt Ehefrau und Kindern nach Toulouse gezogen und verantwortete beim weltgrößten Flugzeughersteller Airbus den globalen Einkauf in Höhe von zuletzt 50 Milliarden Euro. „Schließlich kann man sich in jedes neue Aufgabengebiet einlernen. Man braucht einfach eine gewisse mentale Flexibilität und Menschen, die einem die Chance dazu geben, sich auf unbekanntem Terrain zu beweisen

TUM Alumnus Klaus Richter bei einem Bigband-Konzert in Toulouse 2018.

Für TUM Alumnus Klaus Richter ist Musik das wichtigste Hobby. Wenn er Klarinette oder Saxophon spielt, bekommt er den Kopf frei. Er ist dann kein Top-Manager, sondern einfach nur Musiker, der wie alle anderen zur Bigband dazugehört (Bild: Privat).

ZUFRIEDEN MIT DEM ERREICHTEN

Seinen eigenen hohen Ambitionen wurde Klaus Richter mit seinem bisherigen Lebenslauf durchaus gerecht. Bereits bei Airbus besetzte er zuletzt Posten als Geschäftsführer, Vorstand und Aufsichtsrat. Seine Berufung zum Vorstandssprecher des international aufgestellten deutschen Technologiekonzerns Diehl im Jahr 2021 betrachtet er als „logische Konsequenz“ seines Werdegangs. Und wie könnte es anders sein, auch bei dieser Tätigkeit reizt Klaus Richter die neue Herausforderung. Nun ist er in keiner Fachfunktion mehr tätig, sondern Sprecher für den gesamten Konzern. Das Vertrauen, das die in Familienbesitz befindliche Unternehmensgruppe ihm schenkt, ist ungleich größer als dasjenige, das ihm börsennotierte Großkonzerne entgegenbringen konnten. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem beruflichen Weg und den vielfältigen Erfahrungen, die ich sammeln konnte“, resümiert Klaus Richter. „Die Gesamtverantwortung als Vorstandssprecher bei Diehl ist vielleicht die bisher größte und spannendste Herausforderung.“

TUM Alumnus Klaus Richter.

Klaus Richter (Bild: Diehl Stiftung & Co. KG).

Dr. Klaus Richter

Diplom Maschinenwesen 1988, Promotion 1991

 

In den Jahren von 1983 bis 1991 studierte und promovierte Klaus Richter an der TUM im Fach Maschinenwesen. Als Humboldt-Stipendiat verbrachte er zwei Jahre an der University of California in Berkeley, USA mit Forschungs- und Lehrauftrag im Bereich Quantenmechanik. 1993 begann Klaus Richter seine berufliche Laufbahn beim Beratungsunternehmen McKinsey & Company als Managementberater für das Kfz-, Elektronik- und Luftfahrtgeschäft. 2003 wechselte er als Leiter der Beschaffungsstrategie zu BMW. Der Wechsel in den Luftfahrtbereich zu Airbus erfolgte 2007. Dort verantwortete er als Executive Vice President Procurement den globalen Einkauf sowie die Supply Chain Operations der Airbus Commercial Aircraft S.A.S.. Im Jahr 2015 wurde er zum Airbus Group Chief Procurement Officer und Geschäftsführer der Airbus Operations GmbH ernannt. In dieser Funktion gehörte er auch dem Gesamtvorstand der Airbus-Gruppe an. Weitere Funktion bei Airbus war der Vorsitz des Aufsichtsrats bei der Premium Aerotech GmbH. 2021 holte sich das Technologieunternehmen Diehl den international anerkannten Top-Manager als Vorstandssprecher ins Team nach Nürnberg.

Klaus Richter ist in mehreren Aufsichtsräten und Beiräten verschiedener Luftfahrtunternehmen aktiv. Von 2015 bis 2019 war er Mitglied des Präsidiums beim Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, ab 2017 war er dessen Präsident. Klaus Richter ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.