Gründer Julian Riedelsheimer
„Meine Eltern fanden die Idee erst dämlich“
INDIVIDUELLE DESIGN-KONZEPTE
Nach Stationen bei verschiedenen Start-ups war es 2014 soweit. Zusammen mit Frank Stegert, den er an der TUM im Manage&More-Programm kennengelernt hatte, kam Julian Riedelsheimer die Idee für die eigene Gründung: „Ein gemeinsamer Freund von uns war nach Frankfurt gezogen. Als Frank ihn nach einiger Zeit besuchte, war seine Wohnung noch fast leer. Das Problem: Er hatte weder die Zeit noch die Möglichkeit, sich schön einzurichten. Da dachten wir: Können wir ihm diesen Service nicht anbieten?“ Kurze Zeit später stand das Konzept von 99chairs: Helfender Mittler sein zwischen Kunde und Möbellieferant. Je nach persönlichem Geschmack und Budget erstellt 99chairs ein individuelles Design-Konzept für die Wohnungseinrichtung des Kunden. Gefällt ihm dieses, werden die Möbel direkt über 99chairs geordert.
Die Menschen wünschen sich einen Arbeitsplatz, an dem sie gerne sind und sich wohl fühlen können.
DIE HERAUSFORDERUNGEN SIND GROSS
Dass die Gründung eines Start-ups nicht immer reibungslos läuft, gibt der Jungunternehmer unumwunden zu. „Du machst etwas komplett Neues und jede Situation, auf die du triffst, gab es so noch nie. Es gibt wenig, woran man sich orientieren kann.“ Die Erfahrungen, die er zuvor als Mitarbeiter in anderen Start-ups gemacht hat, sind zwar wertvoll. Dennoch ist die Gründerperspektive eine ganz andere. „Ich empfinde es vor allem als herausfordernd, mit dem Wachstum der Mitarbeiter zurechtzukommen. Wir haben inzwischen 50 Vollzeit-Mitarbeiter, und es werden stetig mehr“, erzählt der gebürtige Münchener.
Der junge Mann schöpft bei der Bewältigung seiner Aufgaben aus einem optimistischen Grundnaturell – und nutzt zusätzlich die Zusammenarbeit mit einem Coach. „Mit ihm reflektiere ich viel über mich selbst. Es ist enorm wichtig, dass man als Gründer eine positive Aura hat, standfest ist und an sich und die Idee glaubt.“ Wer ständig zweifle, ob er gut genug sei, habe keine Chance. „Selbstsicherheit und eine Portion Gelassenheit ist bei dem Druck, der zwangsläufig manchmal da ist, das A und O.“
DIE BESTE ENTSCHEIDUNG
Rückenwind bekommt der Halbfranzose auf seinem Weg vor allem von anderen Gründern. Freunde und Familie dagegen waren mitunter auch skeptisch. „Kumpels haben mein Start-up teilweise belächelt, meine Eltern fanden die Idee dämlich“, lacht Julian Riedelsheimer. „Trotzdem haben sie mir immer vertraut und mir anfangs auch Geld geliehen. Heute sind sie sehr stolz auf mich. Auch bei meinen Freunden ist die anfängliche Skepsis gewichen.“ Und für den ambitionierten Wahlberliner selbst ist völlig klar: „Die Gründung war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.“
Bachelor Wirtschaftsinformatik 2011
Julian Riedelsheimer ist Münchner mit französischen Wurzeln und war schon immer ein Ästhet. „Auch als Student mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten war es mir wichtig, dass meine Wohnung schön eingerichtet ist.“ 2014 gründete er zusammen mit Frank Stegert (Bachelor TUM-BWL 2012) 99chairs, ein professioneller Inneneinrichtungs- und Design-Service. Forbes schätzt Riedelsheimer in seiner 2017-Liste „30 unter 30“ als einen der vielversprechendsten Jungunternehmer in Europa ein. Die Berliner Wohnung von Julian Riedelsheimer ist zwar schon ziemlich chic, aber: „Am liebsten würde ich mich ständig neu einrichten, weil ich mich tagtäglich mit so vielen Möbeln und Designvorschlägen beschäftige, dass mir immer wieder neue Ideen kommen.“